Für Rom und Jerusalem
Die herodianische Dynastie im 1. Jahrhundert n.Chr
Julia Wilker
Die Herodianer waren eine der einflußreichsten Dynastien des römischen Ostens. Weitgehend unbeachtet blieb bisher jedoch ihre Rolle als Vermittler zwischen den Interessen der jüdischen Bevölkerung und des Römischen Reiches auch noch nach der Provinzialisierung Judaeas im 1. Jahrhundert n.Chr. Als Juden und Römer gleichermaßen waren die Herodianer prädestiniert dafür, die Rechte der Juden in Judaea und der Diaspora gegenüber der römischen Reichsverwaltung zu verteidigen und so – auch im Interesse Roms – eine friedliche Lösung der mannigfaltigen Konflikte zu garantieren. Seinen institutionalisierten Höhepunkt fand dieser Einfluß der Herodianer, als die Oberaufsicht über den Tempel in Jerusalem auf Herodes II. und Agrippa II. übertragen wurde. Sie wird hier erstmals als Amt und als gewichtiger Faktor für die Entwicklung Judaeas bis zum jüdischen Aufstand (66-73 n.Chr.) begriffen. Die herodianische Vermittlungsfunktion wurde damit zu einem wichtigen Element der römischen Politik gegenüber den jüdischen Untertanen und der Provinzialverwaltung in Judaea, die auf dieser Basis neu zu bewerten sind.