Heinrich Ehmsen (1886-1964)
Ein Malerleben inmitten künstlerischer und politischer Umwälzungen. Mit Werkverzeichnis der Gemälde
Jutta Lahmann
Diese erste vollständige Biografie über einen sozialkritischen Maler der klassischen Moderne offenbart eine intensive Wechselwirkung zwischen bildender Kunst und gesellschaftlichem Umfeld. Wenige Maler sind so tief in die Wirren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hineingeraten wie Heinrich Ehmsen (1886-1964). Die grausamen Erlebnisse als Frontoffizier im Ersten Weltkrieg und danach der Revolution in München (1919) haben ihn zum sozialkritischen Künstler geformt. Seine Revolutionsgemälde (1924) sollten wachrütteln, haben aber mit diesem heiklen Thema beim Durchbruch als Künstler retardierend gewirkt. Ein Reüssieren als Maler in den 1920er Jahren war von der Förderung durch Mäzene und den Kunsthandel prädisponiert. Erst gegen Ende der 1920er Jahre ist es Ehmsen gelungen, sich künstlerische Anerkennung zu verschaffen.
1933 wurde ihm sein Engagement für den Flugzeugbauer und Erfinder Hugo Junkers zum Verhängnis; er wurde in „Schutzhaft“ genommen. Das „Dritte Reich“ hat er als Offizier der Reserve und Dekorationsmaler, den Zweiten Weltkrieg als Hauptmann und Maler in der Staffel der bildenden Künstler überlebt.
1945 war er maßgeblich am Aufbau der Hochschule der Künste in Berlin als Dozent und stellvertretender Direktor beteiligt. Erneut konnte er seine sozialkritischen Statements in Gemälden aufscheinen lassen. Als „first victim of the Cultural Cold War in Berlin“ (1949) ist er als Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost) von 1950 an nonkonformistisch als Dozent und Maler tätig gewesen.