Identitätskultur im langen 19. Jahrhundert von Nicke,  Sascha

Identitätskultur im langen 19. Jahrhundert

Vorstellungen vom Einzelnen und Individualität im Erziehungsratgeberdiskurs zwischen 1750–1900

Die Frage nach dem »Wer bin ich?« ist ein zentrales menschliches Bedürfnis, weil jedes Leben von einem permanenten Wandel gekennzeichnet ist. Die Suche nach der eigenen Identität erscheint somit als logische Konsequenz, weil sie zumindest den Eindruck einer Konstanz suggeriert: eines dauerhaften eigenen Ichs. Die Frage nach der Identität und Individualität des Menschen erfährt zudem besondere Relevanz, weil in deren historischer Betrachtung damit einhergehend verhandelt wird, ab wann es Menschen möglich gewesen ist, individuelle Selbstwahrnehmungen und somit Identitätsvorstellungen auszubilden. Ist Identität wirklich ein Phänomen der »modernen« Gesellschaften? Oder verfügten bereits Menschen der sogenannten »Vormoderne« über Identitäts- und Individualitätsvorstellungen? Sascha Nicke beantwortet diese Fragen anhand einer aufschlussreichen Untersuchung von Erziehungsratgeberquellen.

The question of “Who am I” is probably a central human need because every life is characterized by permanent change. The search for one’s own identity thus appears almost as a logical consequence, because it suggests the impression of constancy of a permanent own self. In addition, the question of identity and individuality of human beings gains constant importance, because in the historical view it is negotiated along with the question, when human beings have been able to develop individual self-perceptions and thus concepts of identity. Is identity and, linked to it, the ability to be aware of oneself, really a phenomenon of “modern” societies, as is often claimed in research? Or did people of the so called “pre-modern” age already possess ideas of identity and individuality? An examination of guidebooks about parenting that were published between 1750–1900 makes it possible to answer these questions.

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