Leere und Aufmerksamkeit
Studien zum Offenbarungsdenken Simone Weils
Rolf Kühn
Ein Plädoyer für die Aktualität Simone Weils und eine innovative Interpretation ihres Denkens als gewichtige Inspiration für eine radikalisierte Religionsphilosophie, für eine zu erneuernde spirituelle Kultur und für die phänomenologische Gegenwartsdiskussion.
Der Nachweis einer bislang kaum berücksichtigten ur-phänomenologischen Perspektive in ihrem Denken und die Freilegung einer wahrhaft universalen Spiritualität wie Offenbarung des „Fleisches“.
Eine Interpretation des Denkens Simone Weils in drei Lektüre-Stufen – ethisch orientierter Erkenntnis, Offenbarung des übernatürlich Guten und Kritik der abendländischen Tradition.
Unter den Grundintuitionen Simone Weils kommt der Aufmerksamkeitsthematik ein zentraler Platz zu. Sie enthält Bezüge zu allen ihren Gedanken: von der Erkenntnistheorie bis hin zur Metaphysik unter Einschluss der Gesellschaftskritik und Spiritualität. Die Aufmerksamkeits- und Epoché-Analysen von Kühn folgen v.a. auch den anthropologischen und kulturellen Elementen im Weilschen Denken und zwar unter besonderer Berücksichtigung der Wahrnehmungsstruktur als „Lektüre“ oder „Deutung“ (lecture) sowie der Korrelation von Leere und Offenbarung im religionsphilosophischen Denken Simone Weils. Philosophiegeschichtlich erscheint hinter Simone Weil ihr Lehrer Alain (1868–1951) – bei dem schon die Aufmerksamkeit le grand art genannt wird. Deren Bedeutung wird bis zum Ursprung bei Platon und Augustinus aufgesucht, um dann besondere Schwerpunkte im Denken Descartes’, Malebranches und Maine de Birans zu entdecken und Bezüge zu Husserl und der neueren Phänomenologie aufzuweisen.
Die Studien werden durch die deutsche Übersetzung des späten Textes von Simone Weil, „Theorie der Sakramente“ (1943), ergänzt.