nichts von Breyger,  Yevgeniy, Köstner,  Eva, Michael,  Wagener, Wagener,  Michael

nichts

manifeste und poeme

»ICH SCHREIBE DIR AUS EINER ZEIT HERAUS, DIE DU ZUKUNFT
NENNST – UNSERE VERGANGENHEIT. WIE IST EINE
WELT ZU NENNEN, DIE EINEN VOGEL AUSSPUCKT, DER
DURCHS HERZ FLIEGEN WOLLTE? ICH SCHREIBE LANGSAM,
FEIN. DU FRAGST, WIE SPRACHE IN DIR ENTSTEHT, DIE GESAGT
WERDEN KANN.«
Das Buch nichts | manifeste und poeme von Yevgeniy Breyger,
Eva Köstner und Michael Wagener stellt ein ganz besonderes
Buch in der Reihe staben dar. Der Band widmet sich der Werkgruppe
der manifeste, der 2015 verstorbenen Frankfurter
Künstlerin Eva Köstner, und dies sowohl in literarischer wie
auch in bildnerischer Form. Ergänzt durch Texte von Yevgeniy
Breyger und Michael Wagener und seine besondere Gestaltung
erfährt der Band eine poetische, aber auch grafische Erweiterung,
zudem versammelt er Texte aus dem Nachlass der
Künstlerin.
Eva Köstner hat sich im Rahmen ihrer künstlerischen Arbeit
intensiv mit der Kunst und der Literatur der Avantgarde des
20. Jahrhunderts beschäftigt, vornehmlich mit Arbeiten und
Schriften von Künstlern und Autoren des Surrealismus, Futurismus
und der unterschiedlichen Dada-Bewegungen. Vor allem
Texte und Zitate dieser ›Bewegungsvertreter‹ dienten ihr immer
wieder als Inspiration und zeitgleich als Material für ihre Zeichnungen,
Textarbeiten und Animationsfilme. Ähnliches gilt für
Texte von Theoretikern aus dieser Zeit wie beispielsweise Ludwig
Wittgenstein, Ernst Bloch, Henry David Thoreau, Marshall
McLuhan oder Richard Sennet, im Falle von nichts, aber vor
allem für André Breton und Raymond Queneau, die als Ausgangsmaterial
für die Manifestarbeiten sowie als Vorgaben
durch die Künstlerin dienten.
Dies spiegelt sich u. a. sehr deutlich in zyklustitel: an eva von Yevgeniy
Breyger wieder, ein zehnteiliger Textzyklus, der sich zunächst in seinen
einzelnen Teilen den verschiedenen Manifesten und diese aufgreifend
nähert, gleichzeitig aber immer weitere Erzählebenen einflechtet, in
denen der Autor eine sehr persönliche Beziehung zur Künstlerin entwickelt,
die sich immer wieder anders zeigt und weiterentwickelt. Am
Anfang heisst es: »Manisch mich schmiegen ans magnetische Feld, ihre
Nische. Was tun? Eine Entscheidung fällen über die Art von Realitäten,
in denen ich lebe. Hoffnungsvoll einerseits – die Welt, die mich kennt
als die eine, die liebevolle Spiegelung der Welt, an die ich glaube. Sie
um-gebend, die andere rücksichtslose Welt. Sie kennt mich nicht, kennt
weder meine Oberfläche (Haut) noch meine Funktion (Heim?) – Was tun?
Eva, neben mir, wie Schatten einer ungeborenen Schwester. Spricht. Hält
eine Pflanze in der Hand: ›Ihr Toten seht uns Zahnrad so über dort in
großer Asche, diesen Händen.‹ Also wieder alles niederreißen, von vorn
beginnen in einem leeren Bett? Was bliebe übrig?«.
In seinem Haupttext some of our dreams flood like echoes oder die
einführung [und erlassung] des 30. februar greift Michael Wagener
u. a. auf noch mit der Künstlerin gemeinsam entwickelte Ideen und
Konzepte zurück, die vor allem die Manifestarbeiten betreffen. Diese
aber werden zunehmend zu verschwommenen Gedankenspielen und
Erinnerungen, die ihr Zuhause im Traumhaften finden.
Eine weitere wichtige Ebene des Buches bildet die typografische
Gestaltung des Bands, die in ihrer experimentellen Ausrichtung die einzelnen
Texte und Textformen interpretierend umsetzt. Zudem ist der
Band mit einem farbigen, aufklappbaren Bildteil mit Altarfalz ausgestattet,
der alle wichtigen Manifeste dokumentiert sowie einem
Plakatinsert sowie einem Plakatumschlag.

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