Ohne Rechnen kommt man im Leben nicht weiter
Numeralität als soziale Praxis aus der biographischen Perspektive älterer Menschen
Melanie Benz-Gydat, Thea Klüver, Antje Pabst, Christine Zeuner
Wie Menschen im Alltag mit Zahlen umgehen, wie sie rechnen oder schätzen und wie sich mathematische Fertigkeiten über die Lebensspanne verändern, wird in einer der ersten deutschen Studie untersucht, die sich auf den Ansatz „Numeralität als soziale Praxis“ bezieht.
Die Autorinnen präsentieren vor dem Hintergrund ihrer Befunde neue Grundlagen und Ansatzpunkte zur Entwicklung teilnehmerorientierter Angebote in den Bereichen Alltagsmathematik, Rechnen und ökonomische Grundbildung. Orientiert an der Grounded Theory analysieren sie 19 leitfadengestützte, biografische Interviews. Männer und Frauen zwischen 65 und 92 Jahren sprechen über ihre individuellen numeralen Praktiken in den Bereichen Haushalt, Finanzen, Gesundheit, soziales Leben und Teilhabe. Vielfach ist der Umgang mit Zahlen in Routinehandlungen eingebettet, wird oft unbewusst ausgeführt und sehr verschieden angewandt – Numeralität ist eine wenig sichtbare soziale Praxis.
In ihrer Studie arbeiten die Autorinnen die numeralen Praktiken der Befragten im Kontext ihrer Biografie heraus und belegen die prägende Verbindung zum kulturellen, historischen, politischen und subjektiven Alltagshandeln.