Phantastische Bildwelten zwischen Gothic, Kitsch und Mythologie
Die künstlerischen Strategien Andrea Lehmanns und ihre didaktischen Schnittstellen
Johanna Tewes
Andrea Lehmann ist eine zeitgenössische Malerin, deren dynamische Kunstwerke furiose Parallelwelten zeigen. Sie verwendet Versatzstücke aus historischen, mythologischen und trivialen sowie populärkulturellen und alltagsästhetischen Referenzsystemen, um in spannungsgeladenen Szenen malerische Tradition auf Hyperrealismus und Neoromantik auf Manga treffen zu lassen. Märchenhafte Waldfrauen werden zu schönen Leichen, düstere Schauplätze des Gothic-Horror vermischen sich mit bunten Konsumlandschaften zu modernen Wunderkammern. Hier gelangen die guten und bösen Alter Egos der Künstlerin zum Auftritt. Mal in Spitzenroben, mal in High Heels widmen sie sich allen Facetten des Lebens. Die Bildwelten von Andrea Lehmann stellen eine wahre Fundgrube für die Interessensgebiete von Heranwachsenden dar und initiieren darüber hinaus ästhetische Erfahrungen. Sie laden zu Recherchen im kunst- und kulturgeschichtlichen Bildrepertoire ein, provozieren Widerstände und Leerstellen für praktische Zugänge und wildes Denken und bieten damit vielschichtige Anknüpfungspunkte für eine mehrperspektivische Thematisierung im Kunstunterricht. Johanna Tewes nutzt die Gemälde der Künstlerin als ver-rückte Impulsgeber, anhand derer sich mythologische, massenkulturelle sowie genderstereotype Rollenmuster und Phänomene im Kunstunterricht aufdecken, erforschen und neu verhandeln lassen. In konkreten praktischen Anregungen werden vielfältige ästhetische Zugänge und Gestaltungstechniken vorgestellt, die als pragmatische Auseinandersetzungsmöglichkeiten die jeweiligen Themengebiete abrunden und vertiefen.