Slow Medicine – Medizin mit Seele
Die verlorene Kunst des Heilens
Cathrine Hornung, Victoria Sweet
In ihrer Karriere als Ärztin hat Victoria Sweet vieles erlebt. Die bedrohlichste Entwicklung sieht sie darin, dass Ökonomen und Politiker das „Gesundheitssystem“ auf Effizienz trimmen – und auf der Strecke bleiben die Patienten. Gute Medizin ist mehr als technologischer Fortschritt und hochkomplexe Maschinen. Sie benötigt Zeit – Zeit, in der der Körper seine Selbstheilungskräfte aktivieren kann. Victoria Sweet berichtet von unvergesslichen Erfahrungen mit Patienten, Ärzten und Krankenpflegern, dank derer sie das Konzept der „Slow Medicine“ entdeckte. Sie zeigt auf, dass die Medizin Handwerk, Kunst und Wissenschaft in einem ist. Sie ist zugewandt, persönlich, offen für Spirituelles. Ein guter Arzt zu sein verlangt Erfahrung, die durch keinen Algorithmus ersetzt werden kann. Slow Medicine führt „schnelle“ und „langsame“ Medizin zu einem wahrhaft effektiven, effizienten, nachhaltigen und menschlichen Weg der Heilung zusammen. Victoria Sweets Plädoyer für eine menschennahe Medizin hat auch für unser Gesundheitssystem eine hohe Brisanz, in dem das Konzept der „Slow Medicine“ noch weitgehend unbeachtet ist. Das „Healthcare-Barometer 2018“ zeigt, dass hierzulande Patienten ihren Arzt kritisch betrachten: Sie bemängeln nicht die Kompetenz des Mediziners, sondern dessen Zeitbudget: 45 Prozent sind der Meinung, dass ihr Arzt sich zu wenig Zeit für sie nimmt. „Ich war nicht die Erste und auch nicht die Einzige, der dieses Konzept in den Sinn kam. Überall auf der Welt haben Menschen unabhängig voneinander die Slow Medicine entdeckt. Sie liegt in der Luft und ist ein wichtiges Zukunftsmodell, mit dem wir uns alle befassen sollten.[…] Bei dieser Art von Heilung findet ein Geben und Nehmen zwischen Körper und Pflegendem, zwischen Patient und Arzt statt – eine Wechselwirkung zwischen jedem Organ, jeder Zelle und jedem Prozess. Nur langsam entwickelte ich ein Gespür dafür.“ (Victoria Sweet)