Soziologie der Ernährung
Hans-Werner Prahl, Monika Setzwein
Ernährung ist ein zentraler Indikator gesellschaftlicherVeränderungen. Der Wandel von Demographie und Familienstrukturen, Freizeit, Konsum und Wirtschaftswesen macht die Soziologie der Ernährung zur Meßziffer gesellschaftlicher Entwicklungstendenzen. Vergiftete Lebensmittel, BSE, genmanipuliertes Gemüse und dergleichen machen die Ernährung zu einem Dauerbrenner in den Medien. Historisch sind diese Themen nicht neu. Doch erstmals können zumindest in den Industriegesellschaften fast alle Menschen über genügend Nahrungsmittel verfügen, um keinen Hunger zu leiden. Der rasche Strukturwandel moderner Gesellschaften – z.B. Singularisierung, Zunahme alter Menschen, Virtualisierung, Beschleunigung, Dominanz von Konsum, Werbung und Medien -drückt sich direkt in der Ernährung aus. Eine Soziologie der Ernährung zeichnet den Wandel der Gesellschaft nach, markiert aber vor allem die Ungleichheiten innerhalb der jeweiligen Gesellschaft und zwischen Gesellschaften. Gewalt, Tabus, Erotik, Politik und Ökonomie sind ebenso Bestandteile einer Soziologie der Ernährung wie Prozesse der Zivilisation bzw. Entzivilisierung oder der McDonaldisierung der Welt.