Texte und Tabu
Zur Kultur von Verbot und Übertretung von der Spätantike bis zur Gegenwart
Alexander Dingeldein, Matthias Emrich
Abstoßung und Anreiz, Verbieten und Verschweigen, Thematisierung und Dethematisierung – dem Tabu wohnen Ambivalenzen inne, die auf besondere Weise für historische Beobachtungen produktiv gemacht werden können. Seit der kreativen Neuentdeckung durch Freud steht das Tabu im Zeichen einer Beobachtung eigener Kultur und zielt auf die Entdeckung von verborgenen gesellschaftlichen Vektoren. Die Beiträge des Bandes gehen den Spuren dieser produktiven Ambivalenz in Texten und Artefakten vergangener und gegenwärtiger Verhältnisse nach. Dabei stehen die politischen ebenso wie die ästhetischen und epistemischen Dimensionen des Tabus im Mittelpunkt. Ob beim Engel der Paulusapokalypse, im Schoß der mittelalterlichen Königin, in der Hollywood-Produktion »Minority Report« oder in den aktuellen Diskussionen zum deutschen Inzestverbot – Tabus werden da sichtbar, wo in der kulturellen Performanz Reibung entsteht.