Verstellung und Betrug im Mittelalter und in der mittelalterlichen Literatur
Martin Baisch, Bernd Bastert , Harald Haferland, Johannes Keller, Manfred Kern, Florian Kragl, Matthias Meyer, Lydia Miklautsch, Scott E. Pincikowski, Ann Marie Rasmussen, Alexander Sager, Markus Stock
Es gehört zu den bekannten Topoi mittelalterlicher Literatur, dass Außen und Innen der Protagonisten ein hohes Maß an Kongruenz aufweisen. Diese Kongruenz wird auch da thematisiert, wo sie – scheinbar – nicht gilt, so etwa im vermeintlichen Kaufmannssohn Tristan. Dies zeigt bereits, wo und wie die Vorstellung der Kongruenz von Innen und Außen – und damit die Möglichkeiten zur Verstellung – an ihre (zumindest narrativen) Grenzen stößt. Der Tristan-Stoff und das Nibelungenlied bieten viel diskutierte und wohlbekannte Beispiele einer erfolgreichen Verstellung, einem temporären Aufheben dieser Kongruenzbeziehung. Doch auch außerhalb dieser bekannten Fälle gibt es Beispiele für Verstellungen: Die im Band versammelten Aufsätze diskutieren Fälle, die von der angelsächsischen Genesis B über Herzog Ernst, Alexanderroman bis hin zum Friedrich von Schwaben reichen, Phänomene aus dem Minnesang und aus der Aristoteles und Phyllis-Tradition werden ebenso diskutiert wie solche aus der Mystik.