Vom Erbgut Herdi zum Dorf Hördt
Eine Ortsgemeinde am Rhein in ihrem historischen Umfeld, ihre Weistümer und Einzelpersonen bis 1700
Isa-Maria Betz
Urkunden dokumentieren die älteste Geschichte von Siedlungen als schriftliche Zeugnisse. Hier erleben wir die Entstehung der Gemeinde Herdi und ihre Einbindung in herrschaftliche Politik. Die Ortsgeschichte erscheint im Rahmen von regionaler, allgemeiner und kirchlicher Geschichte bis zum Jahr 1700. Zur Zeit Karls des Großen wies der Ortsname gegen 800 noch auf ein Erbgut hin. Im Jahr 1103 trat „Herthi“ zugleich mit der Gründung des benachbarten Augustinerklosters, später Chorherrenstift, als Gemeinde mit ersten Rechten in Erscheinung. Der Ort wird ungefähr 450 Jahre mit dieser geistlichen Einrichtung verbunden sein, die der historischen Forschung gut bekannt ist. In dieser Zeit entwickelt sich der Ort zu einer selbstbewussten Gemeinde. Zahlreiche schriftliche Verträge und auch Weistümer – feststehende Rechte und Pflichten zwischen Herrschaft und Untertan – entstehen in dieser Zeit. Als Herr des Dorfes übt das Stift, der größte Grundbesitzer in der Gemarkung von Hördt, die niedere Gerichtsbarkeit aus und beansprucht regelmäßig Abgaben. Nach der Reformation werden die pfälzischen Kurfürsten Dorfherren. Es erfolgen der Wechsel zur lutherischen, dann zur calvinistischen Konfession und ein mehrmaliger Wechsel zwischen diesen Bekenntnissen, bis Hördt schließlich wieder katholisch wird. Belastender als diese Veränderungen sind die zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen des 17. Jahrhunderts, vor allem der Dreißigjährige Krieg. Danach werden geflohene oder gestorbene Dorfbewohner durch Fremde ersetzt. Neu an dieser Darstellung ist eine plausible Erklärung zur Entstehung des Ortsnamens von Hördt. Auch die Verbindung des Ortes mit dem Kloster Fulda bietet neue Gesichtspunkte aufgrund des Beziehungsgeflechts von Adeligen. Zahlreiche Urkunden und weitere Rechtstexte werden zum Teil wörtlich wiedergegeben, etliche davon zum ersten Mal; sechs Urkunden sind farbig gedruckt. Eine Besonderheit dieser Abhandlung ist die Auflistung nahezu sämtlicher Einwohner bis 1700, also im Bereich von 600 Jahren. Durch die Zunahme der weiblichen Namen seit dem 16. Jahrhundert ist die wachsende Mitwirkung von Frauen bei Rechtsgeschäften erkennbar. Die Einträge in Kirchenbüchern geben weitere Informationen. Ein Ausblick ins 18. Jahrhundert zeigt die Vielfalt der damals vorhandenen Berufe im Dorf.