Vom Hören
Eine Meditation in XXXVI Sprüchen nebst weiteren Gebrauchstexten
Johannes Vorlaufer
Zwar sind wir Menschen zuinnerst von der Möglichkeit bestimmt, zu hören. Als Hörende sind wir in der Welt präsent und als Hörende sind wir offen für Andere. Und doch: hören wir einander noch in unseren beschleunigten Begegnungen, in unseren informationsüberfluteten Lebenswelten, im Lärm getriebener Geschäftigkeit, oder ist Hören inzwischen zu einer selten-seltsamen Erfahrung geworden, der nachzudenken selbst seltsam anachronistisch ist?
Eine Meditation wie sie hier unternommen wird, steht unter dem Anspruch des zu-Hörenden. Ihre XXXVI Sprüche, allesamt Fragmente, wollen keine Belehrung über das Hören sein, sondern verstehen sich als Versuch, vom Hören, dieses bedenkend, schreibend zu sprechen. Vielleicht auch, Hören wieder neu zu lernen. Kein Lehrbuch sei den LeserInnen deshalb zugemutet, sondern ein Übungsbuch, das in seinen Hörübungen Erfahrungen des Hörens zur Sprache zu bringen sucht und auf diesem suchenden Weg der Leere unseres Daseins gewahr wird. Üben heißt: die Leere zulassen, um in und aus der Offenheit unseres Existierens hörend gegenwärtig zu sein.