Zeit, Raum und Licht
Vom Bauhaustheater zur Gegenwart
Bettina Wilts
Sämtliche Konzepte der europäischen Avantgarde für eine Theaterreform entstanden aus einer fundamentalen Kritik an den bisherigen Formen und Inhalten des Theaters. Ein Teil des außergewöhnlichen Lehrkörpers und der Schülerschaft des Bauhauses setzte sich intensiv mit diesem Medium auseinander. So entstand eine Vielzahl an Konzepten verschiedener Künstler, die im Rahmen einer Bühnenabteilung nach neuen elementaren Ausdrucksformen suchten. Parallel beschäftigten sich theoretisch und praktisch einige von ihnen mit neuen Theatermodellen, Theaterarchitektur, Lichtgestaltung und Bühnenbildern.
Die Arbeit versucht, diese Laboratorien von Bild- und Formerfindungen, von Erkundungen des Materials, des Lichts und der Szene zu reflektieren. Sie geht daher der Frage nach, ob die diversen Ansätze der Bauhauskünstler für die Arbeit heutiger Regisseure relevant sind. Lassen sich Positionen oder Themenfelder deutlich ausmachen oder sind die theoretischen und praktischen Ideen und Ansätze eher obsolet geworden?
Eine Reihe von Projekten, Rekonstruktionen und Produktionen greift bis heute die am Bauhaus entstandenen Konzepte auf und führt diese teilweise mit neuen medialen Möglichkeiten fort.
Die Arbeit vier exemplarisch ausgewählter Regisseure, Jo Fabian, Hans-Werner Kroesinger, Thomas Ostermeier und Armin Petras, wird hier erstmalig ausführlich untersucht. Ihr Verständnis von Theater, der Umgang mit Ausdrucksformen und -mitteln sowie ihre Haltung zum Bauhaus werden anhand von Interviews und Inszenierungsanalysen erforscht.
Es zeigt sich, dass die am Bauhaus entwickelten utopischen Vorstellungen eines Theaters auf direkte und indirekte Weise zu verschiedenen Bereichen heutiger Kunst, Theater und Medien führen. So kann diese Arbeit erweisen, dass die ästhetische Moderne ein nicht abgeschlossenes Projekt darstellt.