Autoritarismus und Identitätspolitik

Autoritarismus und Identitätspolitik von Adam,  Jens, Appadurai,  Arjun, Bauer,  Leonhard, Gniadzdowski,  Andrzej, Höllwerth,  Alexander, Oyowe,  Oritsegbubemi Anthony, Randeria,  Shalini, Roetz,  Heiner, Schelkshorn,  Hans, Sciuto,  Cinzia, Shorny,  Michael, Steinhauer,  Hagen, Tomaschitz,  Wolfgang
Hans Schelkshorn und Wolfgang Tomaschitz Autoritarismus und Identitätspolitik Einleitung »World is facing pandemic of authoritarianism« – Mit diesen Worten warnte Armatya Sen in seiner Dankesrede zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2020 vor einem neuen autoritären Zeitalter. Tatsächlich wird das Modell einer menschenrechtsbasierten rechtstaatlichen Demokratie heute in allen Weltregionen in ihren Fundamenten in Frage gestellt. In China, Russland, Indien, in der islamischen Welt, in Lateinamerika und nicht zuletzt in der westlichen Welt, ja selbst in den sogenannten Kernstaaten »liberaler Demokratie« wie Frankreich, England und den USA, sind autoritäre Bewegungen und Regime mächtig geworden, die Menschenrechte und Demokratie im Namen der Verteidigung der je eigenen »Identität« aushöhlen oder überhaupt ablehnen. Mahnende Stimmen gab es bereits kurz nach 1989, als Francis Fukuyama noch die liberale Demokratie als Ende der ideologischen Evolution der Menschheit feierte. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Die unkritische Affirmation »liberaler Demokratie« ignoriere, wie Leopoldo Zea, der maestro der mexikanischen Philosophie, in Fin del siglo XX: ¿Centuria perdida? (1996) monierte, eine zentrale Erfahrung des 20. Jahrhunderts. So wie der entfesselte Liberalismus der Zwischenkriegszeit den Aufstieg des Faschismus beförderte, so könne eine neoliberale Weltordnung erneut autoritären Regimen den Weg bereiten. Auch in Ostmitteleuropa sind die Keime eines neuen Autoritarismus bereits früh diagnostiziert worden. So verweist etwa Jerzy Szacki im Rahmen einer Befragung von Intellektuellen über ihre Einschätzung zur zukünftigen Entwicklung der ostmitteleuropäischen Staaten auf die »Ikonographie der Befreiungsbewegungen«, in der »häufig die Gestalt des vitalen Riesen, der seine Ketten sprengt und in ein neues Leben aufbricht« begegne. Der Mythos eines volkhaften »Riesen« als Ausdruck von Identität und Gemeinwille, könne nach Szacky für alle möglichen politischen Zwecke, also auch für autoritäre Politik instrumentalisiert werden. Mit dem Aufstieg autoritärer Bewegungen ergeben sich auch für eine interkulturelle Philosophie neue Herausforderungen. Da in den weitverzweigten Diskursen interkultureller Philosophie die Kritik an eurozentrischen, rassistischen und kolonialen Konzepten der »liberalen Demokratie« seit jeher – und zu Recht – ein Fixpunkt war und ist, ist in den intellektuellen Debatten über autoritäre Politik gleichsam eine bedenkliche Grauzone entstanden, die in der Zukunft noch sorgfältig analysiert werden muss. So knüpfen etwa in Europa neorechte Parteien nicht nur an antiliberale Ideologien des frühen 20. Jahrhunderts an. Alain de Benoit, der Vordenker der Nouvelle Droite in Frankreich, verbindet in seiner Vision einer Koexistenz zwischen homogenen »Kulturen« mit einer Kritik am Menschenrechtsimperialismus des Westens, die sich unter anderem auch auf die Kritik von Raimon Panikkar bezieht. In anderen Weltregionen setzen autoritäre Bewegungen bestimmte Traditionen einer antikolonialen bzw. antiimperialistischen Selbstbehauptung der je eigenen Kultur gegenüber dem »Westen« auf ihre Weise fort. So wird die Idee einer polyzentrischen Weltgesellschaft, die vor Jahrzehnten Enrique Dussel in seiner Theorie der »Transmoderne« philosophisch expliziert hat, heute in China und Russland von Intellektuellen und Politiker:innen propagiert. So plump manche Instrumentalisierungen sein mögen, so sind sie doch ein Indiz für nötige Klärungen, auch in der interkulturellen Philosophie. Zumal in zahlreichen Weltregionen, derzeit mit besonderer Intensität in der islamischen Welt von Marokko bis zum Iran, zahlreiche Menschen für eine menschenrechtsbasierte Demokratie und eine völkerrechtliche Ordnung unter Einsatz ihres Lebens kämpfen und, wie in Myanmar oder in Belarus, letztlich an den hegemonialen Mächten der »polyzentrischen Weltgesellschaft«, im konkreten an China und Russland, scheitern. Die nachstehenden Beiträge beleuchten das Phänomen des Autoritarismus primär im Prisma bestimmter Konstruktionen von »Identität«, die ausgehend von unterschiedlichsten historischen, kolonialen, politischen, ökonomischen, religiösen aber auch ideengeschichtlichen Voraussetzungen entworfen, propagiert und politisch durchgesetzt werden. Einen äußerst anschaulichen Einblick in den Mechanismus autoritärer Identitäts-Konstruktionen gibt Arjun Appadurai in seinem Beitrag zur Politik der Bharatiya Janata Party, seit 2014 erneut Regierungspartei in Indien, welche auf mehreren Ebenen versucht, eine konservative, hindu-nationalistische Ideologie gegen die regionale, ethnische und religiöse Vielfalt der indischen Gesellschaft durchzusetzen. Indien als ein einziger großer Hindutempel – und der daraus folgende Ausschluss großer Bevölkerungsschichten, sind die Schlüsselbegriffe seiner Analyse. Shalini Randeria, Jens Adam und Hagen Steinhauer gewähren in ihrem Beitrag »Von Differenzlinien und moralischen Mehrheiten« Einblick in den Stand ihrer Forschungen zum sanften Autoritarismus am Beispiel Polens und Frankreichs. Sie weisen anhand zahlreicher Beispiele darauf hin, wie erfolgreich es gelungen ist, das Narrativ der bedrohten weißen Mehrheitsbevölkerung durch eine Art »Mimikry der Marginalität« zu verbreiten und sie zeigen wie diese Strategien sowohl in populistischen oppositionellen Bewegungen als auch als Herrschaftstechniken »von sanft-autoritären Politikern in Regierungsfunktion« genutzt werden. Heiner Roetz zeichnet in seinem Beitrag einige Grundlinien der Identitätspolitik Chi­nas in der jüngeren Geschichte nach. In der staatlichen Propaganda ist nach Roetz die Berufung auf die »chinesische Charakteristik« (zhongguo tese), inzwischen zur Leitvokabel der politischen Sprache der herrschenden Kommunistischen Partei geworden, die fast alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und nicht zuletzt die politische Ordnung umfasst. So werden unter dem Stichwort »Meritokratie versus westliche Demokratie« individuelle Menschenrechte abgelehnt und zugleich die »Wiederauferstehung der Nation« durch einen Rekurs auf die glorreiche »fünftausend jährige chinesische Geschichte« legitimiert. Die aktuelle Identitätspolitik Chinas ist allerdings kein Novum, sondern hat, wie Roetz zeigt, eine lange Vorgeschichte, die vor allem ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Alexander Höllwerth wendet sich in seinem Beitrag unmittelbar dem aktuell äußerst bedrängenden Krieg Russlands gegen die Ukraine zu. Die »Entgrenzung des Imperiums« war keine spontane Aktion der gegenwärtigen Machtelite, sondern, wie Höllwerth ideengeschichtlich expliziert, von geopolitischen Visionen des Eurasismus, Neoeurasismus und Nationalbolschewismus in Russland geleitet. Die eurasische Ideologie, in der die orthodoxe Spiritualität und Gemeinschaftlichkeit gegen den rationalistischen Individualismus des romano-germanischen Europa in Stellung gebracht wird, ist in den 1920–1930er Jahren von namhaften russischen Intellektuellen, insbesondere von Nikolaj Trubeckoj, Roman Jakobson und Lev Karsavin entwickelt und in jüngerer Zeit von Alexander Dugin auf gegriffen worden. Allerdings nimmt Dugin, wie Höllwerth zeigt, durch seine Position zur russisch-orthodoxen Kirche zugleich tiefgreifende Veränderungen der eurasischen Ideologie vor. Mehr noch: Seit den 1990er Jahren propagiert Dugin einen »Nationalbolschewismus«, in dem unter anderem auch mit Bezug auf Carl Schmitt das westliche Modell der repräsentativen menschenrechtsbasierten Demokratie entschieden abgelehnt wird. Cinzia Sciuto – als Italienerin in Frankfurt lebend und auf Deutsch und Italienisch publizierend – stellt in »Sackgasse Identität« die simple Frage, ob sich Identität als Basis für emanzipatorisches politisches Handeln eigne und verneint diese Frage mit dem Hinweis, dass Herkunft, gemeinsame Sprache und andere identitäre Merkmale uns noch nicht zu politischen Subjekten machen würden. Dazu brauche es Werte, politische Absichten und Ziele. Anders als Randeria, Hagen und Steinhauer, die in der Diffamierung der woken Szene eine systematische Attacke rechtsgerichteter Kreise sehen, hält Sciuto die Kritik an dieser Szene nicht nur für legitim, sondern politisch für notwendig. Andrzej Gniazdowskis Text »Die Diktatur des Heimischen« gibt reichlich Aufschluss über »Polens Sonderweg« in die Moderne. Ausgehend von aktuellen innenpolitischen Positionen gelingt es Gniazdowski anschaulich zu machen, dass das ambivalente Verhältnis Polens zur europäischen Moderne von polnischen Intellektuellen seit langem intensiv bedacht und diskutiert wird. Er zeichnet die Argumentationsstränge der beiden »Stämme«, des liberalen und des national-konservativen, nach und versucht dadurch die »Anfälligkeit der polnischen Wählerschaft für die Diktatur des Heimischen« verständlich zu machen. Die Suche nach alternativen Ansätzen führt ihn geistesgeschichtlich weit zurück zu Phänomenen wie dem altpolnischen Adelsrepublikanimus, der für ihn belegt, dass das Konstrukt »Pole = Katholik« sich nicht zwangsläufig hätte durchsetzen müssen. Der Themenschwerpunkt dieser Ausgabe von Polylog versteht sich als bescheidener Beitrag zu einer Debatte, die ohne Zweifel noch intensiv weitergeführt werden muss. Seit den ersten Planungen dieses Heftes haben sich bekanntlich die weltpolitischen Ereignisse, vor allem durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine und die vornehmlich von Frauen initiierten Massenproteste im Iran, überschlagen. Wir bedanken uns daher in besonderer Weise bei allen Autor:innen, die wie selten zuvor gezwungen waren, ihre Beiträge gleichsam auf »offener See« inmitten noch unabge schlossener, extrem konfliktiver Entwicklungen zu erarbeiten.
Aktualisiert: 2023-02-02
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Klassische chinesische Philosophie

Klassische chinesische Philosophie von Roetz,  Heiner, Schleichert,  Hubert
Das chinesische philosophische Denken, das seit der Aufklärung Europa immer wieder fasziniert hat, entsteht in einer der aufgewühltesten Perioden der chinesischen Geschichte, der Zeit vom sechsten bis ins dritte vorchristliche Jahrhundert, als Reaktion auf eine Zerreißkrise der antiken Zivilisation. Dieser wegen ihrer bleibenden Bedeutung „klassischen“ Zeit ist dieses Buch gewidmet. Es möchte dem interessierten Leser auch ohne Vorkenntnisse eine verlässliche Einführung zu allen wesentlichen Denkern der Epoche, beginnend mit Konfuzius, bieten. Durch zahlreiche Zitate, alle aus den Originalquellen übersetzt, soll der Leser zugleich an Inhalt, Stilistik und Methodik der antiken Philosophien herangeführt werden. Dabei gibt das Buch auch immer wieder Hinweise auf die bleibenden Aktualität der vertretenen Positionen. Diese vierte Auflage ist gegenüber der vorangehenden umfassend neu bearbeitet und erweitert. Chinese philosophical thought, which has fascinated Europe ever since the Enlightenment, originated in one of the most turbulent periods of Chinese history, the period from the sixth to the third century BC, in response to a crisis of disruption in ancient civilization. This book is dedicated to this "classical" period because of its lasting significance. It is intended to provide readers, even those without prior knowledge, with a reliable introduction to all the essential thinkers of the epoch, beginning with Confucius. Through numerous quotations, all translated from the original sources, the reader is introduced to the content, style and methodology of the ancient philosophies. In doing so, the book also gives repeated indications of the undiminished relevance of the positions represented. This fourth edition has been extensively revised and enhanced.
Aktualisiert: 2021-11-16
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Klassische chinesische Philosophie

Klassische chinesische Philosophie von Roetz,  Heiner, Schleichert,  Hubert
Das chinesische philosophische Denken, das seit der Aufklärung Europa immer wieder fasziniert hat, entsteht in einer der aufgewühltesten Perioden der chinesischen Geschichte, der Zeit vom sechsten bis ins dritte vorchristliche Jahrhundert, als Reaktion auf eine Zerreißkrise der antiken Zivilisation. Dieser wegen ihrer bleibenden Bedeutung „klassischen“ Zeit ist dieses Buch gewidmet. Es möchte dem interessierten Leser auch ohne Vorkenntnisse eine verlässliche Einführung zu allen wesentlichen Denkern der Epoche, beginnend mit Konfuzius, bieten. Durch zahlreiche Zitate, alle aus den Originalquellen übersetzt, soll der Leser zugleich an Inhalt, Stilistik und Methodik der antiken Philosophien herangeführt werden. Dabei gibt das Buch auch immer wieder Hinweise auf die bleibenden Aktualität der vertretenen Positionen. Diese vierte Auflage ist gegenüber der vorangehenden umfassend neu bearbeitet und erweitert. Chinese philosophical thought, which has fascinated Europe ever since the Enlightenment, originated in one of the most turbulent periods of Chinese history, the period from the sixth to the third century BC, in response to a crisis of disruption in ancient civilization. This book is dedicated to this "classical" period because of its lasting significance. It is intended to provide readers, even those without prior knowledge, with a reliable introduction to all the essential thinkers of the epoch, beginning with Confucius. Through numerous quotations, all translated from the original sources, the reader is introduced to the content, style and methodology of the ancient philosophies. In doing so, the book also gives repeated indications of the undiminished relevance of the positions represented. This fourth edition has been extensively revised and enhanced.
Aktualisiert: 2021-11-16
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Geschichte der neukonfuzianischen Philosophie

Geschichte der neukonfuzianischen Philosophie von Chang,  Carsun, Ciaudo,  Joseph, Roetz,  Heiner
Carsun Chang (1886-1968) zählt zu den bedeutendsten chinesischen Philosophen des 20. Jahrhunderts und zu den wichtigsten Brückenbauern zwischen dem Konfuzianismus und der Moderne. Er war neben seiner philosophischen Arbeit ein eminent politischer Denker und Aktivist, der zur Zeit der Republik nach dem Vorbild der westlichen Sozialdemokratie einen "dritten Weg" zwischen der rechtsnationalistischen Guomindang und der kommunistischen Bewegung suchte. Zugleich wurde er zu einem der wichtigsten chinesischen Theoretiker des demokratischen Verfassungsstaates. Die bis heute liberalste chinesische Verfassung, jene der Republik China von 1947, trägt seine Handschrift. So verkörpert er wie kein anderer die den Konfuzianismus seiner Ansicht nach kennzeichnende Einheit von Philosophie und Politik. Carsun Chang starb 1968 im Exil in den USA. Dieses Buch stellt die Geschichte des Neo-Konfuzianismus von den Anfängen im 10. Jahrhundert bis in die Neuzeit dar und bietet damit einen Überblick über die vormoderne chinesische Philosophie eines ganzen Jahrtausends. Es basiert auf einer Vorlesung, die Carsun Chang 1929 an der Universität Jena hielt. Die ursprünglich schon für 1941 vorgesehene Publikation wurde durch den Krieg verhindert.
Aktualisiert: 2021-10-08
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China in seinen biographischen Dimensionen /China and her Biographical Dimensions

China in seinen biographischen Dimensionen /China and her Biographical Dimensions von Neder,  Christina, Roetz,  Heiner, Schilling,  Ines S
Das Buch ist dem Andenken des 1999 verstorbenen renommierten Bochumer Sinologen Helmut Martin gewidmet. Namhafte Chinawissenschaftler aus der ganzen Welt spannen in ihren Beiträgen einen Bogen, der das umfangreiche Œuvre der wissenschaftlichen Arbeit Helmut Martins widerspiegelt. Nach einer persönlich gehaltenen Einführung zu Leben und Werk Helmut Martins konzentriert sich der Themenschwerpunkt des Bandes auf (auto-)biographische Fragestellungen in Literatur, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft des traditionellen und des modernen Chinas. Die chinesische und taiwanesische Literatur des 20. Jahrhunderts sind hierbei besonders ins Blickfeld gerückt. Aber auch zu linguistischen Fragestellungen und den Themen Übersetzung, Chinarezeption und -perzeption sind eine Reihe wichtiger Aufsätze enthalten. Im Anhang des Buches findet sich ein Gesamtverzeichnis der Schriften von und über Helmut Martin.
Aktualisiert: 2020-06-09
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Geschichte des chinesischen Denkens

Geschichte des chinesischen Denkens von Kaempf,  Bernard, Roetz,  Heiner, Schweitzer,  Albert, Zürcher,  Johann
Wie dem indischen Denken so hat Schweitzer auch dem chinesischen Denken einen eigenen Band gewidmet. Beide sind Teil seines bis heute aktuellen Vorhabens, durch eine Geschichte des Denkens der Menschheit die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben zu begründen. Schweitzer hat 1937 und 1939/40 in Lambarene fernab von Fachbibliotheken je eine Fassung seiner Geschichte des chinesischen Denkens verfaßt. Beide werden in diesem Band erstmals publiziert. Das nicht abgeschlossene Werk ist eine umfassendere Ausführung dessen, was Schweitzer in anderen Schriften nur kurz und summarisch vorgetragen hat. Seine intensive Auseinandersetzung mit dem chinesischen Denken eröffnet einen faszinierenden Zugang zu seiner Theologie und Ethik. In einem Nachwort verortet der Bochumer Sinologe Heiner Roetz das Werk innerhalb der Sinologie und zeigt, daß es bis heute als eine der wenigen originellen Deutungen der chinesischen Philosophie und als eine allgemeinverständliche Einführung lesenswert ist.
Aktualisiert: 2022-07-05
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Worüber man nicht spricht

Worüber man nicht spricht von Breuer,  Rüdiger, Roetz,  Heiner
Selbst auferlegte bzw. gesellschaftlich oder staatlich auferlegte Redetabus haben die chinesische Kulturgeschichte stets ebenso begleitet wie Versuche, sie zu brechen oder zu umgehen. Nicht nur die Philosophie, Historiographie und Literatur haben in diesem Spannungsfeld gestanden, sondern auch das moralische und das bis heute mit Redetabus konfrontierte politische Handeln. versammelt elf Beiträge, die einen Bogen vom chinesischen Altertum bis in die Gegenwart spannen und das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln heraus beleuchten. Untersucht werden: Fälle von Inzest in der chinesischen Antike; das Problem häuslicher Gewalt im gegenwärtigen China; die ursprünglich streng vertraulichen „Familienunterweisungen des Zhu Xi“; Ratgeberliteratur zu China mit ihren Empfehlungen und Verboten; die Kritik des republikzeitlichen Schriftstellers und Intellektuellen Lu Xun an Mechanismen der Macht; die Ausrichtung der Forschung zum ‚Buch der Wandlungen‘ (); politischer Faktionalismus im Einparteienstaat China; der Linguist Wei Jian¬gong und seine Rechtfertigungen sprachpolitischer Maßnahmen; das politische Engagement des Filmschaffenden Shi Hui in den 1940er Jahren sowie die Aktivitäten des Performancekünstlers He Yunchang im politischen und sozialen Kontext der Volksrepublik China. Auf diese Weise entsteht ein facettenreiches Bild von Tabus und Redeverboten in Geschichte und Gegenwart Chinas.
Aktualisiert: 2020-10-22
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Theorie der Achsenzeit?

Theorie der Achsenzeit? von Assmann,  Jan, Graneß,  Anke, Roetz,  Heiner, Schelkshorn,  Hans, Schmidt,  Johanna Maj, Shorny,  Michael, Wimmer,  Franz Martin
Einleitung Hans Schelkshorn Theorie der Achsenzeit? Die Beiträge des Themenschwerpunkts der vorliegenden Ausgabe von Polylog gehen auf das »Wiener Forum interkulturellen Philosophierens« zurück, das im Feber 2017 von der Wiener und der allgemeinen Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie (WiGiP und GIP), gemeinsam mit dem Institut für Wissenschaft und Kunst Wien (IWK) organisiert wurde. Im Zentrum des Thementags stand eine Debatte über Jaspers’ Theorie der Achsenzeit, die in der Anfangsphase eine wichtige Rahmentheorie für manche Vertreter einer »interkulturellen Philosophie« (Ram Adhar Mall, Heinz Hülsmann, Franz Martin Wimmer) bildete. Mit der Annahme von mehreren Geburtsorten der Philosophie (Indien, China, Europa) konnte der Exklusivitätsanspruch der europäischen Philosophie aufgebrochen werden. Inzwischen ist jedoch die Achsenzeittheorie sowohl in der interkulturellen Philosophie als auch in den Kulturwissenschaften zum Gegenstand vielfacher Kritik und zahlreicher Revisionen geworden. Die unterschiedlichen Debatten über die Theorie der Achsenzeit verliefen jedoch bislang auf getrennten Pfaden. Vor diesen Hintergrund versuchte das »Forum interkulturellen Philosophierens« einerseits kulturwissenschaftliche und philosophische Auseinandersetzungen mit der Achsenzeittheorie in ein Gespräch zu bringen, und andererseits ihre Relevanz für die interkulturelle Philosophie auf den Prüfstand zu stellen. Im ersten Beitrag »Bemerkungen zum Potenzial des Achsenzeit-Konzepts für global orientierte Philosophiehistorie« gibt Franz Martin Wimmer einen Überblick über die Rezeption von Jaspers’ Theorie der Achsenzeit in der neueren Philosophiegeschichtsschreibung im Allgemeinem und der interkulturellen Philosophie im Besonderen. In beiden Diskursen war die Resonanz von Jaspers bescheiden. Jaspers hat zwar mit der These mehrerer Geburtsorte der Philosophie den Eurozentrismus oder, wie Wimmer vorschlägt »Euräqualismus«, d. h. die Gleichsetzung von Philosophie mit europäischer Philosophie, aufgebrochen. Durch ihre Abwertung vorachsenzeitlicher Stadtkulturen und problematische Periodisierungen ist jedoch die Theorie der Achsenzeit nach Wimmer für eine global orientierte Philosophiehistorie kaum geeignet. Jan Assmann, der sich als Ägyptologe bereits in früherer Zeit kritisch mit Jaspers’ Geschichtsdenken auseinandergesetzt hat, lenkt in seinem Beitrag »Die Achsenzeit – zur Geschichte einer Idee« den Fokus auf die Theoriegeschichte. Das fast gleichzeitige Auftreten griechischer, indischer und chinesischer Philosophen und Religionsstifter in der Antike ist bereits am Ende des 18. Jahrhunderts vom Orientalisten Anquetil-Duperron thematisiert und, wie Assmann zeigt, seit dem 19. Jahrhundert immer wieder aufgegriffen, modifiziert und in unterschiedliche historische und geschichtsphilosophische Kontexte eingebettet worden. Mit dem Begriff der »Achse« situiert jedoch Jaspers Anquetils Beobachtung in einem Schema, das nach Jan Assmann von der christlichen Geschichtstheologie abhängig ist. Im Licht der historischen Forschungen über die vororientalischen Kulturen kommt nach Assmann der »Achsenzeit« nicht der Status einer historischen Epoche, sondern allenfalls einer heuristischen Hypothese zu. Anke Graneß beleuchtet in ihrem Beitrag »Der Kampf um den Anfang: Beginnt die Philosophie im Alten Ägypten?« die Debatte über die Genese der Philosophie in aktuellen Strömungen der afrikanischen Philosophie. Da in der Achsenzeittheorie Afrika und auch Südamerika ausgeblendet werden, hat Jaspers’ Geschichtsdenken in der afrikanischen Philosophie naturgemäß kaum Beachtung gefunden. Stattdessen beziehen sich afrikanische Philosoph_innen auf ägyptologische Forschungen, die in jüngerer Zeit den enormen Reichtum des Denkens im Alten Ägypten zugänglich gemacht haben. Graneß illustriert und prüft zugleich an zwei Beispielen, der Lehre des Ptahhotep und der Lehre des Ani, wie afrikanische Philosophien den Ursprung der Philosophie im Alten Ägypten verorten und zugleich Beziehungen zum Denken im subsaharischen Afrika herstellen. Heiner Roetz setzt sich in seinem Beitrag »Die Achsenzeit im Diskurs der chinesischen Moderne« in kritischer Weise mit aktuellen Rezeptionen der Achsenzeittheorie in China auseinander. Vor allem chinesische Vertreter des Ansatzes der »multiple modernities« wie Tu Weiming stützen sich in ihrer Kritik an europäischen aufklärerischen Theorien der Moderne immer wieder auf Jaspers’ Theorie der Achsenzeit. Die kulturrelativistische Rezeption der Achsenzeittheorie, in der China als eigenständige Zivilisation neben anderen situiert wird, ist in jüngster Zeit von der obersten Führung gleichsam politisch sanktioniert worden. In dem Versuch, am Leitseil der Theorie der Achsenzeit zu den antiken Quellen der chinesischen Kultur zurückzugehen, um die neue geopolitische Machtstellung Chinas kulturphilosophisch zu stützen, werden jedoch, wie Roetz zeigt, zentrale Ideen der Jaspers’schen Geschichtsphilosophie, insbesondere der Durchbruch zu kritischer Reflexion bzw. zum Prinzip der Subjektivität. Die Jaspers’sche Theorie der Achsenzeit zielt daher nicht auf eine Abschottung von Kulturen, sondern auf eine universale Kommunikation. Inmitten der weltweiten Welle kulturnationalistischer Bewegungen hat nach Roetz der aufklärerische Kern der Jaspersschen Achsenzeit-These eine neue Aktualität gewonnen. Im abschließenden Beitrag »Die Moderne als zweite Achsenzeit. Zu einer globalen Geschichtsphilosophie mit und gegen Jaspers« stellt Hans Schelkshorn den Gesamthorizont von Jaspers’ Geschichtsphilosophie, in der die Achsenzeit nur einen, wenn auch zentralen Teil, bildet, auf den Prüfstand. In der These der Achsenzeit überlagern sich nach Schelkshorn zwei Perspektiven, einerseits die These eines Aufklärungsschubs, der einen »Streit der Schulen« entfacht, andererseits die Fokussierung auf metaphysische und religiöse Bewegungen, die sich aus Jaspers’ pessimistischer Zeitdiagnose ergibt, wonach in der Neuzeit die Menschheit durch moderne Wissenschaft und Technik in einen Nihilismus gestürzt sei. Aus diesem Grund entwirft Jaspers die Vision einer spirituell-religiösen Erneuerung in einer Zweiten Achsenzeit. Da seit der Renaissance neue radikale Aufklärungsschübe, die eng mit den frühneuzeitlichen Globalisierungsprozessen verwoben sind, einsetzen, muss nach Schelkshorn gegen und zugleich mit Jaspers die Moderne selbst als eine Zweite Achsenzeit bestimmt werden. In der Zweiten Achsenzeit wandelt sich der »Streit der Schulen«, der in der Antike weithin in den Grenzen der Ökumenen verblieb, zu einem globalen Diskurs über die Moderne, der spätestens seit dem 19. Jahrhundert das Medium interkultureller Philosophien bildet.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Bochumer Jahrbuch zur Ostasienforschung

Bochumer Jahrbuch zur Ostasienforschung von Behr,  Wolfgang, Roetz,  Heiner
Das Bochumer Jahrbuch versammelt wissenschaftliche Studien aus allen Forschungsbereichen der Ostasienwissenschaften und gibt einen Überblick über die Schwerpunkte und Projekte der Fakultät. Der Themenschwerpunkt dieses Bandes widmet sich Sprache und Denken in China und Japan.
Aktualisiert: 2019-07-09
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Kritik im alten und modernen China

Kritik im alten und modernen China von Roetz,  Heiner
Die Ausprägung und Kultivierung von Kritik ist ein Indiz für die Aufgeklärtheit von Kulturen. Zugleich ist sie ein wesentliches Element der Zukunftsfähigkeit von Gesellschaften und Lebensformen. Nicht nur im Westen, auch in China hat Kritik eine lange Geschichte. Sie ist die Triebkraft der chinesischen Philosophie, und sie hat in den Formen der Literatur- und der Historiographiekritik Poesie und Geschichtsschreibung begleitet. Sie hat als Kultur-, Traditions- und Quellenkritik das Verhältnis Chinas zu seinen eigenen historischen Grundlagen beeinflusst. Sie hat als Machtkritik das politische System herausgefordert und zugleich mit geprägt. Sie hat institutionell wie außerinstitutionell ihre eigenen Formen und Traditionen gefunden und ist ihrerseits Gegenstand kritischer Reflexion geworden. Dieser Sammelband wirft ein Licht auf Stationen und Probleme kritischen Denkens in China vom Altertum bis in die Gegenwart. Seine Beiträge gehen zurück auf eine Jahrestagung, die die Deutsche Vereinigung für Chinastudien (DVCS) dem Thema widmete.
Aktualisiert: 2020-06-09
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Menschenbilder in China

Menschenbilder in China von Henningsen,  Lena, Roetz,  Heiner
Menschenbilder spiegeln und formen die Struktur von Gesellschaften. Ob sie dies in verwandter oder je unterschiedlicher Weise tun, ist in einer Zeit, in der der Zusammenstoß der Zivilisationen beschworen wird, eine Frage von mehr als nur kulturwissenschaftlicher Bedeutung. Dies gilt nicht zuletzt in Bezug auf China, dem gerne eine eigentümliche Auffassung des Menschen mit spezifischen sozialen und politischen Implikationen zugeschrieben wird. Der Band widmet sich vor diesem Hintergrund mit Blicken auf verschiedene Bereiche der Kultur Menschenbildern im historischen und heutigen China. Er vereint die Beiträge einer Tagung der Deutschen Vereinigung für Chinastudien.
Aktualisiert: 2020-06-09
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Geschichte der neukonfuzianischen Philosophie

Geschichte der neukonfuzianischen Philosophie von Chang,  Carsun, Ciaudo,  Joseph, Roetz,  Heiner
Carsun Chang (1886-1968) zählt zu den bedeutendsten chinesischen Philosophen des 20. Jahrhunderts und zu den wichtigsten Brückenbauern zwischen dem Konfuzianismus und der Moderne. Er war neben seiner philosophischen Arbeit ein eminent politischer Denker und Aktivist, der zur Zeit der Republik nach dem Vorbild der westlichen Sozialdemokratie einen "dritten Weg" zwischen der rechtsnationalistischen Guomindang und der kommunistischen Bewegung suchte. Zugleich wurde er zu einem der wichtigsten chinesischen Theoretiker des demokratischen Verfassungsstaates. Die bis heute liberalste chinesische Verfassung, jene der Republik China von 1947, trägt seine Handschrift. So verkörpert er wie kein anderer die den Konfuzianismus seiner Ansicht nach kennzeichnende Einheit von Philosophie und Politik. Carsun Chang starb 1968 im Exil in den USA. Dieses Buch stellt die Geschichte des Neo-Konfuzianismus von den Anfängen im 10. Jahrhundert bis in die Neuzeit dar und bietet damit einen Überblick über die vormoderne chinesische Philosophie eines ganzen Jahrtausends. Es basiert auf einer Vorlesung, die Carsun Chang 1929 an der Universität Jena hielt. Die ursprünglich schon für 1941 vorgesehene Publikation wurde durch den Krieg verhindert.
Aktualisiert: 2021-10-08
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Klassische chinesische Philosophie

Klassische chinesische Philosophie von Roetz,  Heiner, Schleichert,  Hubert
Seit der Aufklärung hat das chinesische philosophische Denken Europa fasziniert. Es ist eine andersartige Geisteswelt; doch ihre Grundbegriffe wie Humanität, Kultur, persönliche Verantwortung jedes Menschen (besonders aber der jeweiligen Machthaber) bleiben aktuell. Dasselbe gilt für die großen alternativen Träume vom Ausstieg aus einer hektischen, profitorientierten Gesellschaft. Dieses Buch widmet sich der philosophisch lebendigsten, kreativsten (und deshalb "klassischen") Periode Chinas. Für sie stehen vor allem, aber keineswegs allein, die Namen Konfuzius und Laozi. Der Band bietet eine verlässliche Einführung zu allen wesentlichen Denkern dieser Epoche. Durch zahlreiche Zitate, die alle direkt aus den Originalquellen übersetzt wurden, wird der Leser zugleich an Inhalt, Stilistik und Methodik der antiken chinesischen Philosophie herangeführt. Gerade die sorgsame Analyse der Texte liefert immer wieder Hinweise auf die Aktualität der philosophischen Positionen der klassischen Epoche. Diese Einführung ist für den interessierten Leser auch ohne Vorkenntnisse konzipiert. Die dritte Auflage beruht auf einer umfassenden Neubearbeitung, die nun das Gemeinschaftswerk eines Philosophen und eines Sinologen ist, die beide das - durchaus auch kritische - Interesse an der chinesischen Philosophie verbindet.
Aktualisiert: 2020-11-13
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