Gustav Friedrich Wilhelm Großmann (1743–1796)
Eine Epoche deutscher Theater- und Kulturgeschichte
Michael Rüppel
Gustav Friedrich Wilhelm Großmann, geboren 1743 in Berlin, war einer der bekanntesten Theaterleute seiner Zeit. Erst spät und auf Umwegen zur Bühne gelangt, brachte er es bald zum Leiter des Bonner Hoftheaters, das darüberhinaus in Mainz und Frankfurt am Main auftrat. Auch als Autor machte sich Großmann einen Namen, nicht zuletzt durch das Lustspiel ‚Nicht mehr als sechs Schüsseln‘, das den Adelsdünkel lächerlich machte. Er bemühte sich zeitlebens um eine Verbesserung des Theaterwesens, um Hebung des künstlerischen Niveaus, um größeres Ansehen der Schauspielerinnen und Schauspieler, um ihre soziale Absicherung.
Streitigkeiten ging Großmann selten aus dem Wege, er durchlebte die Höhen und Tiefen eines wechselvollen Theaterlebens. Nach der Trennung von Frankfurt und einem gescheiterten Neubeginn in Köln, übernahm er das hannoversche Schloßtheater, spielte daneben auch in Kassel und Bremen. Nach einem Konflikt mit der Obrigkeit, die ihn mit einem zeitweiligen Auftrittsverbot in Hannover bestrafte, starb er dort 1796. In der vorliegenden Biographie, der eine umfangreiche Analyse der Quellen, vor allem des Leipziger Briefnachlasses vorausging, wird erstmals das Leben Großmanns umfassend dokumentiert: die beruflichen und wirtschaftlichen Wechselfälle, familiäre Probleme, Freundschaften und Feindschaften, die Fürstenwillkür wie die Auswirkungen der Französischen Revolution. Ausführlich wird über das Repertoire, die meistgespielten Stücke und die Reaktion des Publikums berichtet.
Es entsteht ein plastisches Bild des damaligen Theaterwesens, das mit seinen Konkurrenzverhältnissen, mit den Abhängigkeiten wirtschaftlicher und politischer Natur bereits erstaunlich moderne Züge trägt. Die Publikation schließt eine Forschungslücke zwischen der Zeit der Wanderbühnen und der endgültigen Etablierung des stehenden Theaters.