Widerstand und Fürsorge
Beiträge zum Thema Psychoanalyse und Gesellschaft
Nora Alsdorf, Erica Augello von Zadow, Ullrich Beumer, Hans-Joachim Busch, Oliver Decker, Sabine Flick, Christina Frieske, Julian Fritsch, Saskia Maria Fuchs, Sebastian Jentsch, Ina Kulic, Phil C. Langer, Marianne Leuzinger-Bohleber, Katharina Liebsch, Jan Lohl, Marie-Sophie Löhlein, Heidi Möller, Tomas Plänkers, Panja Schweder, Christoph Türcke, Stephan Voswinkel, Anuschka Wojciechowski
Im psychoanalytischen Sinne schützt Widerstand vor unerträglichen Erfahrungen in der Behandlung. Politisch richtet sich Widerstand gegen ungerechte Herrschaft. Fürsorge findet im Sozialen statt und ist mit christlichen Vorstellungen verbunden. Politisch bedeutet Fürsorge Sozialstaatlichkeit und Solidarität. Doch neoliberale Tendenzen in der Arbeitswelt verlangen zunehmend Selbstfürsorge, die für den Einzelnen mit (zu) hohen Leistungsforderungen einhergeht. Die psychoanalytische Sozialpsychologie wendet sich dagegen, aus Unglück und Leid, das den Subjekten gesellschaftlich widerfährt, eine Privatsache zu machen. Insgesamt verstehen die Autorinnen und Autoren dieses Bandes die Begriffe Widerstand und Fürsorge als historisch spezifische Formen des Umgangs der Subjekte mit gesellschaftlichen Veränderungen. Widerstand und Fürsorge sind weder gegensätzliche noch zwingend zusammengehörende Pole, sondern gesellschaftliche Phänomene, denen sich eine psychoanalytische Sozialpsychologie zuwendet.