BackUp_05, 2014-2018

BackUp_05, 2014-2018 von Chodzinski,  Armin, Sdun,  Nora
Zwischen 2014 und 2018 ist der Kern der Tätigkeit Chodzinski das Sortieren, Ordnen und die Lektüre von Thomas Mann. Die Zeichnung bahnt sich ihren Weg, die Behauptungen verstecken sich und es gibt eigentlich nur eine Frage: How does it feel? Zwischen Tonstudio, Atelier und Nähmaschine geht es um das Vergehen von Zeit, um Zugriff und um Verstehen. Das Kollektivum spielt eine Rolle, das Gemeinsame und die Pädagogik. Ungefähr so: „Eines Tages sah Herr Settembrini ihn im weisslichen Nebel verschwinden, rief ihm durch die hohlen Hände eine Warnung nach und ging pädagogisch befriedigt nach Hause.“ (Thomas Mann, Der Zauberberg, S. 493) Backup_ bezeichnet eine Reihe von Magazinen, die chronologisch das explizit künstlerische Handeln, Agieren und Sprechen von Armin Chodzinski aneinanderreihen. Entlang von bestimmten Zeitschnitten ist im Rückblick eine rohe Auswahl getroffen, die – jeweils versammelt unter einer Überschrift – einen zeitspezifischen Schwerpunkt dokumentiert. Backup_ ist kein Katalog und kein Werkverzeichnis, keine Theorie und keine Praxis. Backup_ ist dem Begriff „Hotchpotch“ (engl. für: Krimskrams, Mischmasch, Eintopfgericht) verpflichtet. Backup_ ist eine Sicherungskopie von Referenzpunkten, die aus unterschiedlicher Perspektive unterschiedliches bedeuten können und sollen; eine Art Arbeitsnachweis für ihn selbst und andere.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Wagentourette

Wagentourette von Bruns,  Rahel
Während ich Auto oder Lkw fahre, zeichne ich. Am Steuer notiere ich, ohne aufs Blatt zu schauen, was außen und innen vorbei rauscht. Meine Kommunikation mit anderen VerkehrsteilnehmerInnen, Bruchstücke der aus dem Autoradio dringenden Tagespolitik, Fetzen vorbeiziehender Landschaft, Gebäude, den sich während der Fahrt mehr und mehr überlagernden Straßenverlauf. Die Unmöglichkeit des Unterfangens, ein Register von beim Autofahren – noch mehr als sonst im Leben – reizüberfluteten und flüchtigen Momenten zu erzeugen, wie der bewusst absurde Versuch, noch dem letzten Moment Kunst zu entlocken oder abzuringen, wird auf den Blättern Form. Begegnen mir während meiner Fahrten Lkws oder Transporter mit prächtigen Schichten von Dreck und darin hineingezeichnet – oft nicht intentional – entstandene Negativzeichnungen, verfolge ich diese und fotografiere sie in wechselndem Licht und den sich ändernden Umgebungen, bis ich entweder am anderen Ende der Stadt von dem endlich parkenden Gefährt noch einige scharfe Aufnahmen machen kann oder bis das Objekt nach einer Odyssee über Land auf einer Autobahnauffahrt verschwindet. Dann versuche ich die Orientierung wiederzugewinnen und den Weg zurückzufinden. Dabei ist nicht gesagt, dass ich nicht von einem weiteren Lkw geködert werde und in einer anderen, mir unbekannten Gegend lande. Diese Verfolgungsfahrten werden auch als Diaprojektionen umgesetzt und ausgewählte Fotos auf Alu-Dibond kaschiert.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Kultur & Gespenster / Hubert Fichte

Kultur & Gespenster / Hubert Fichte von Baecker,  Dirk, Bandel,  Jan F, Becker,  Claus, Braun,  Peter, Clausen,  Rosemarie, Degens,  Marc, Dracul,  Andrea, Echterhölter,  Anna, Faber,  Gernot, Frahm,  Ole, Fuhse,  Mario, Gillett,  Robert, Gutmair,  Ulrich, Hommer,  Sascha, Keller,  Christoph, Kiefer,  Jens, Klook,  Carsten, Kluge,  Alexander, Maset,  Pierangelo, Mau,  Leonore, Mechlenburg,  Gustav, Meinzer,  Dirk, Röggla,  Kathrin, Schäfer,  Gerd, Schülke,  Anne, Schulte,  Ralf, Sdun,  Nora, Steinaecker,  Thomas von, Steinegger,  Christoph, Wenk,  Dieter
Themenschwerpunkt der ersten Ausgabe ist der Schriftsteller Hubert Fichte. Die Schriftstellerin Kathrin Röggla entwickelt einen Anmaßungskatalog für Herrn Fichte. Der britische Germanist Robert Gillett rekapituliert polemisch die Debatte um Luftkrieg und Literatur und konturiert Fichtes politisch-ästhetische Position. Mario Fuhse zeigt das Moment der Transgression als zentralen Impuls von Fichtes Schreiben auf. Mit den ethnografischen Arbeiten von Hubert Fichte und Leonore Mau setzen sich Ole Frahm und Ulrich Gutmair auseinander, und die Kulturwissenschaftlerin Anna Echterhölter vergleicht die Beschreibungen Venezuelas bei Alexander von Humboldt, Hubert Fichte und Daniel Kehlmann. Gerd Schäfer stellt, ausgehend von Hubert Fichtes nachgelassenem, jüngst erschienenem Roman „Die zweite Schuld“, Überlegungen zu Heino Jaeger und einem „anderen Deutschland“ an. Die Dramaturgin Anne Schülke schließlich collagiert wohlwollendes Gerede, Klatsch und Bekenntnisse. Bebildert wird das Dossier mit bisher unbekannten Privatpolaroids, mit Bildern der Theaterfotografin Rosemarie Clausen, des Berliner Künstlers Christoph Keller und der Gruppe these.null, die das imaginäre Skulpturwerk des Autors dokumentiert. Daneben enthält die erste Nummer unter anderem einen Aufsatz zu Josephine Baker, Interviews mit dem Soziologen Dirk Baecker und dem Schriftsteller Alexander Kluge, einen Comic von Sascha Hommer, eine Kunststrecke von Claus Becker und einen Reisebericht von Dirk Meinzer. Das Heft kann (vor)bestellt werden über post@textem.de KULTUR & GESPENSTER "Me love to entertain thee" www.kulturgespenster.de
Aktualisiert: 2023-06-15
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Vondenloh

Vondenloh von Witzel,  Frank
Warum schreibt die Schriftstellerin Bettine Vondenloh niemals Romane über 120 Seiten? Steckt tatsächlich nur eine Maximumklausel in ihrem Autorenvertrag dahinter? Oder der prägende Einfluss von Peter Handkes Kurzem Brief zum langen Abschied (zumindest wenn dessen zweiter Teil im Klosett gelandet ist)? Oder hat es doch etwas mit den geheimnisvollen Ausflügen zu tun, von denen sie einst mit einem kugeldurchlöcherten Wagen zurückkam? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich der Erzähler dieses Romans konfrontiert sieht. Dabei versucht er doch nur, Kontakt zu seiner verschollenen Jugendliebe Helga aufzunehmen. Frank Witzels hinreißend komischer Roman Vondenloh kombiniert die wenig beachtete Form des Literaturbetriebskrimis mit der zu Unrecht anstaubenden Gattung der Dorfgeschichte: Ein gigantischer Wal beginnt gehörig zu stinken, die Psychoanalytiker Ernest Jones, Jacques Lacan und Wilhelm Reich entkommen knapp einem gefährlichen Sturz, eine riesige Wachsstatue des Reichsführers Himmler offenbart ihr Innenleben, und eine extravagante Schriftstellerin hat gehörig Probleme mit dem Älterwerden. Zum Glück gibt es noch Siegfried Lenz. Auf den alten Ostpreußen scheint jedenfalls mehr Verlass als auf Witzels Erzähler. Immerhin: Jedes Mal wenn man glaubt, er verliere sich endgültig auf den Ab- und Umwegen seiner Geschichte, rettet er sich und die Leser mit einer absurden Volte in die nächste Bredouille. Frank Witzel, 1955 in Wiesbaden geboren, lebt und arbeitet in Offenbach. Er ist u.a. Autor der Romane Bluemoon Baby (2001) und Revolution und Heimarbeit (2003). Nähere Auskünfte über Autor und Werk enthält der dokumentarische Anhang des Romans.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Der Mittelstand

Der Mittelstand von Walther,  Tilman
Der Mittelstand – Bilder und Tabellen Ein fotografischer Essay einer fünfjährigen Erkundung der westdeutschen Bundesländer, den Orten ihrer hegemonialenbestimmenden Lebensform und den Verwerfungen ihrer Geschichte, Bestandsaufnahme, Behauptung undd Montage von Familienähnlichkeiten gebauter Strukturen. Häuser, Plätze und Straßen lassen sich nach Bedürfnissen sortieren – Geborgenheit, Geltung und Repräsentation übersetzen sich in französische Panzersperren, römische Balkone, norddeutsche Krüppelwalmdächer. Der »Mittelstand« ist die nebulöse Trope der politischen Rede in Deutschland. Die Grenzen des Begriffs sind unscharf, je nach Sprachbesteck definieren sie sich anders. Als Relikt der deutschen Ständegesellschaft ist der »Mittelstand« imaginierter und realer Motor, Fixpunkt und Antagonist einer deutschen Realität und ihres Selbstverständnisses. Dörfliche und suburbane Strukturen zeichnen die Logistik-, Produktions- und Arbeitskraftstraßen nach. Wo Arbeit ist, wird gebaut. Der Mittelstand, weiter gefasst als die schiere Unternehmensform, ist vor allem eins: Stein, Asphalt und Gemeinschaft gewordene Reproduktion von Normativität und einer Geschichtserzählung der Gewinnerseite. Tilman Walther wuchs in den Neubaugebieten für die gehobene Verwaltungsebene eines großen Autoteileherstellers auf. Es ist also auch eine Reise in die Motive der eigenen Familienerzählung und ihrer Erfolgsgeschichte. Einer deutschen Legende, die sich nach dem offiziellen Zusammenbruch 1945 nur durch ein kollektives Weitermachen und dem damit einhergehenden Schweigen über das, was war, ergeben konnte.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Pension Schlange

Pension Schlange von Renner,  Volker
In der Pension Schlange wird der Mechanismus der klassischen Tierfotografie umgekehrt. Statt auf das zu fotografierende Tier stundenlang zu warten, wird hier so lange gewartet, bis es verschwindet und sein Terrain zeigt als das, was es ist: Ein vom Menschen gestalteter Schaukasten, eine Inszenierung von Natur mit skulpturalem oder abstraktem Charakter. Interessant ist hierbei die Simulation, der Fake, das Künstliche als kulturelle Konstante, die sich überall finden lässt und unsere Gesellschaft des Spektakels heute prägt. Der Zoo als Ursprung des Freizeit- und Vergnügungsparks ist der Ort, an dem erstmals in der Geschichte Kultur und Natur so unmittelbar aufeinandertrafen und der unsere Beziehung zum Tier bis heute prägt.
Aktualisiert: 2023-06-15
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BackUp_06, 2018-2022

BackUp_06, 2018-2022 von Chodzinski,  Armin, Heyl,  Karin, Sdun,  Nora
2018 - 2022: Die Messen werden gelesen und die Sortierungen angewandt. Zwischen Großkonzern und Großuniversität navigiert Chodzinski mit verbundenen Augen durch unterschiedliche soziale Räume. Immer vor Publikum, immer in unterschiedlichen Machtkonstruktionen, immer auf dem schmalen Grad zwischen Selbstüberschätzung und Autoaggression. Sprechen spielt eine Rolle, der Körper, das Foto, die Zeichnung und der Sound. Das Auftreten verändert sich und immer mehr gerät der eigene, der sprechende Körper in den Fokus. Gehetzt, getrieben, eitel und großmäulig auf unsicherstem Terrain. Backup_ bezeichnet eine Reihe von Magazinen, die chronologisch das explizit künstlerische Handeln, Agieren und Sprechen von Armin Chodzinski aneinanderreihen. Entlang von bestimmten Zeitschnitten ist im Rückblick eine rohe Auswahl getroffen, die – jeweils versammelt unter einer Überschrift – einen zeitspezifischen Schwerpunkt dokumentiert. Backup_ ist kein Katalog und kein Werkverzeichnis, keine Theorie und keine Praxis. Backup_ ist dem Begriff „Hotchpotch“ (engl. für: Krimskrams, Mischmasch, Eintopfgericht) verpflichtet. Backup_ ist eine Sicherungskopie von Referenzpunkten, die aus unterschiedlicher Perspektive unterschiedliches bedeuten können und sollen; eine Art Arbeitsnachweis für ihn selbst und andere.
Aktualisiert: 2023-06-15
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BackUp_04, 2011 – 2014

BackUp_04, 2011 – 2014 von Chodzinski,  Armin, Harboe,  Julie
Fußball, Shows und Modernism. So könnte man vielleicht den Zeitraum in diesem Heft überschreiben. Ganz banal und doch einigermaßen komplex stellt sich Chodzinski seinem eigenen Malkontentismus und geht in die Analyse. Massenphänomene, Sehnsüchte und der wirklich schlechte Zustand der Welt bilden den Schwerpunkt, wenn es darum geht irgendwo hinzuschauen und den Zweifel an der Behauptung nicht all zu grob werden zu lassen. Backup_ bezeichnet eine Reihe von Magazinen, die chronologisch das explizit künstlerische Handeln, Agieren und Sprechen von Armin Chodzinski aneinanderreihen. Entlang von bestimmten Zeitschnitten ist im Rückblick eine rohe Auswahl getroffen, die – jeweils versammelt unter einer Überschrift – einen zeitspezifischen Schwerpunkt dokumentiert. Backup_ ist kein Katalog und kein Werkverzeichnis, keine Theorie und keine Praxis. Backup_ ist dem Begriff „Hotchpotch“ (engl. für: Krimskrams, Mischmasch, Eintopfgericht) verpflichtet. Backup_ ist eine Sicherungskopie von Referenzpunkten, die aus unterschiedlicher Perspektive unterschiedliches bedeuten können und sollen; eine Art Arbeitsnachweis für ihn selbst und andere.
Aktualisiert: 2023-06-15
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RISS+ Pier Paolo Pasolini Thalassa

RISS+ Pier Paolo Pasolini Thalassa von Barber,  Cornelia, Coelen,  Marcus, Kasper,  Judith, Lahl,  Aaron, Leoni,  Federico, Nievo,  Stanislao, Pasolini,  Pier Paolo, Pazzini,  Karl-Josef, Solla,  Gianluca, Vitali,  Fabien, Wegener,  Mai
Pier Paolo Pasolinis Interventionen im Kontext der Debatte um die Legalisierung der Abtreibung in Italien, die Mitte der 1970er Jahre unter Beteiligung zahlreicher Intellektueller ihren Höhepunkt und 1978 zur Verabschiedung der Legge 194 geführt hatte, waren damals extrem verstörend, sie sind es heute noch. Pasolinis Thalassa-Brief, den wir hier erstmals auf Deutsch veröffentlichen, reagiert auf die Empörung, aber auch den Hohn, den sein Artikel Sono contro l’aborto, der eine Woche zuvor, am 19. Januar 1975, im Corriere della Sera erschienen war, ausgelöst hatte. Der in vielerlei Hinsicht schwer lesbare Brief zeugt davon, wie Pasolini die zum Teil sehr aggressiv formulierten Anfechtungen von Seiten verschiedener linker Intellektueller als eine für ihn schmerzhafte, ja quasi lebensbedrohende Anfeindung erlebt hat. Zwei Gesten sind dafür in diesem Brief besonders bezeichnend: Erstens der weitgehende Verzicht auf Argumente, um die eigene Position zu verteidigen; stattdessen nimmt Pasolini den Diskurs seiner Gegner an einzelnen Wendungen auf, nimmt deren rhetorische Polemik wörtlich, führt gleichsam auf hysterische Weise deren »tödliche« Wirkung vor. Zweitens führt Pasolini die Psychoanalyse ins Feld, allerdings nicht in analysierendem Gestus, sondern als geisterhaft herbeizitierte Fürsprecherin. Im Kontext der Auseinandersetzung mit Ferenczis bioanalytischen Ansätzen und den bioanalytischen Aspekten in Freuds Werk, die zeitgleich in der Doppelnummer Bionanalysen I und II des RISS Magazins erscheinen, wollen wir uns Pasolinis Traum vom intrauterinen Glück des Fötus und seiner Suche nach einem Schutz für diesen Traum bei der Psychoanalyse kritisch zuwenden.
Aktualisiert: 2023-06-15
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S – Solidarität

S – Solidarität von Walther,  Tilman
Kulturschaffende leisten ihren Teil zur Veränderung der Welt, indem sie möglichst ideenreich und qualitativ hochwertig zu Abend essen. Wenn der Kunstwelt der Bruch gelänge, die vermeintliche Prominenz und Halbprominenz mitsamt ihren DJs und Loungemöbeln aus den Galerien, Offspaces und Museen zu verbannen, könnte mit der politischen Arbeit begonnen werden. Gewaltgehemmt zu sein ist ein zivilisatorischer Meilenstein, verhindert jedoch in besonders kritischen Situationen gesellschaftlicher Entwicklung die Teilnahme und Erzeugung von einem gewissen Straßendruck. Intellektuelle Praxis muss anders aussehen, muss »direkte Aktion« werden, also außerparlamentarischer Druck, als Sprachpraxis zum Beispiel, die aber im Gegensatz zur Performance aus dem Kunstmilieu nicht zynisch sein darf und sich vor allem nicht nur auf die eigene Bezugsgruppe konzentriert.
Aktualisiert: 2023-06-15
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ferne nahe … WELT

ferne nahe … WELT von Meinzer,  Dirk
Dirk Meinzer hat eines der fotografischen Werke eines Sonderlings, nämlich Wolf Spillners Fotobuch Ferne… nahe Welt… seinem Collagen-Buch zugrunde gelegt. Meinzer verarbeitet, Sticker – Aufkleber, Idiotien, Slogans abgeknippelt von Laternenpfosten. Meinzer gibt dem Verhältnis von Nah und Fern einen neuen, aktuellen Sinn. Bezieht man »Ferne« auf alle optischen Distanzverhältnisse und »Nähe« auf alles, was haptisch, an Körperliches gebunden ist, Nähe signalisiert, egal ob Schnapsflasche oder Schwanz, Muschi oder Milchtüte, so bewegt man sich in einer Welt mit doppeltem Boden, sei es im physikalischen, sozialen oder sexuellen Sinn. Die Collage jedoch, als bedeutungsvoll ernsthafte oder humoristisch aufsässige Verwirrung der nachbarschaftlichen Ordnung der Dinge, egal ob für High-, Low- oder No-Art angewendet, ist zu einer selbstverständlichen Matrix kreativer Beschäftigungen geworden. So auch für Dirk Meinzer. (...) Er fügt der tragikomischen Seite der Begehrensfantasien eine tragisch-lächerliche hinzu. (Was denkt die Perserkatze über Rotwein?). Ironisch im Hinblick auf Verdinglichungen im gängigen Identity-Diskurs, aber zugleich extrem subversiv nimmt sein Vektor mit humoristisch »umwerfendem Einverständnis« (Brecht) die zum trivialen Klischee gewordenen Begehrensmasken aufs Korn, wie sie in Sprachbildern und im ikonografischen Bilderarsenal ubiquitär geworden sind – Menschen sind nicht so verschieden, wie noble Abgrenzungen es gerne hätten.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Lindenstraße Index

Lindenstraße Index von Renner,  Volker
Der definitive Index zum Ende der Lindenstraße. Das Durchschreiten der Kulissen erinnert an einen Besuch im Möbelhaus, man tritt von einer Wohnlandschaft in die nächste, springt durch unterschiedliche Realitäten. Hinter jeder Wohnungstür präsentiert sich ein anderes Lebensmodell, das sich nicht nur im Spiel der Darsteller*innen manifestiert, sondern auch in den Interieurs, den herumliegenden Gegenständen. Ein entscheidender Unterschied zur Präsentation der Wohnwelten in den Möbelhäusern besteht jedoch darin, dass es hier nicht um Serviervorschläge oder den Verkauf möglichst vieler Produkte geht, sondern um die möglichst lebensnahe Darstellung unterschiedlicher Realitäten. Lindenstraße Index ist als Begleitband zu Lindenstraße (Serientod) erschienen. Das Beiheft funktioniert als Orientierungshilfe, ist gleichzeitige Auflösung der Studiorealität und beinhaltet eine Auflistung aller Folgen von Anfang bis Ende.
Aktualisiert: 2023-06-15
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LOGIK DER UNTERSCHEIDUNG – ZEHN THESEN ZU KUNST UND POLITIK

LOGIK DER UNTERSCHEIDUNG – ZEHN THESEN ZU KUNST UND POLITIK von Hirsch,  Michael, Wagner,  Elias, Zillig,  Steffen
Viele von uns befürworten intuitiv die Ästhetik subversiver Gesten gegenüber der bestehenden Gesellschaftsordnung. Aber auf welcher Vorstellung beruht diese Ästhetik? Und warum ist das Bedürfnis, künstlerische Werke anhand politischer Modelle zu beschreiben, so stark? Mit zehn Thesen zu Kunst und Politik plädiert Michael Hirsch für eine kritische Neubewertung unserer Sympathie für künstlerische Subversion. Michael Hirsch lehrt als Privatdozent für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen. Er ist freier Autor in den Bereichen Ästhetik und politische Theorie und lebt in München.
Aktualisiert: 2023-06-14
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RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse

RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse von Bataille,  Laurence, Boelderl,  Artur Reginald, Coelen,  Marcus, Hirzel,  Lena, Jobst,  Eva Maria, Kasper,  Judith, Körte,  Mona, Milner,  Jean-Claude, Pazzini,  Karl-Josef, Schwaiger,  Bernhard, Vorjohann,  Walter, Wegener,  Mai
Die entscheidende Schwierigkeit, »über Antisemitismus« zu schreiben, Antisemitismus anzusprechen, liegt darin, dass es keine Position von außen gibt, von der her gesprochen werden könnte. Dies zu verkennen, scheint eines der Hauptprobleme in vielen Initiativen zu sein (deren ziviles Engagement und gute Absichten nicht infrage gestellt seien), die Antisemitismus als sprachliche und physische Gewalt im (nicht nur) bundesdeutschen Alltag anzeigen. In diesem Zusammenhang wird oft das Bedürfnis laut, zu definieren, was als antisemitisch zu gelten habe und was nicht, und man ist bestrebt, Klarheit zu schaffen. Definitionen, die dieses Bedürfnis stillen wollen, bringen aber weitere Probleme mit sich. Denn wie etwas adressieren, das uns als zentrales und zugleich extrem dezentriertes, disseminiertes, jahrhundertealtes und brandaktuelles Problem heimsucht: antisemitische Gewalt, im Versuch des Eingedenkens, dass wir selbst und auch noch unser Versuch, den Antisemitismus endlich eindeutig in den Griff zu kriegen, Teil dieses Problems sind. Das »Halle-Dossier«, das den Auftakt des Heftes bildet, weil der Anschlag auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur, dem 9. Oktober 2019, der Auslöser für unsere begonnene Arbeit war, ist erst gegen Ende der Konzeption des vorliegenden Heftes entstanden. Wir haben eingeladen das Dokument aus Mitschriften des Prozesses gegen den Attentäter, das der Verein »democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e. V.« angefertigt angefertigt hat zu kommentieren. Es kamen in der Redaktion viele Anfänge des Nachdenkens zusammen. Es blieb die Frage, was spezifisch Psychoanalytisches zu sagen sei, auch wenn vieles schon seit Jahrzehnten immer wieder geschrieben worden war. Etwas ließ uns unbefriedigt, wir ahnten mehr, als wir sagen konnten, dass es etwas zu explizieren gäbe, das weniger von identifizierbaren antisemitischen Inhalten ausging, sondern von Unbewusstem, das nicht direkt identifizierbar ist. Es gibt im Feld von Geschichte, Politik, Traum, Dichtung und Kunst bisweilen Konstellationen, in denen einiges zusammenkommt, was es dann ermöglicht, dass unerwartet ein Standpunkt, ein unerwarteter Standpunkt umrissen wird. Der Titel dieser Ausgabe des RISS »AAAAAAAAntisemitismus – Asemantisch« schreibt sich von einem solchen her. Die A-Buchstaben-Laut-Graphem-Phonem-Reihe des ehemaligen Mitglieds der Resistenza, des späteren Künstlers Gastone Novelli trägt sich als stummer, stummlauter Schrei, verzerrend – als Kakofonie und Interferenz – in unser Sprechen und Schreiben »über Antisemitismus« ein.
Aktualisiert: 2023-06-08
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RISS+ François Regnault. Unser Objekt a

RISS+ François Regnault. Unser Objekt a von Coelen,  Marcus, Regnault,  Francois, Roeber,  Christoph
Wortspiele und Paradoxe, gegen den »Kummer«, für das »Bessere«. Einige Umstände der Veröffentlichung und Abfassung des Textes von François Regnault Notre objet a sind im ersten Teil vom Autor selbst dargelegt. Sie ließen sich sicher kommentieren und deuten; die Veröffentlichung ist Element einer zum Teil sehr agonistisch geführten Debatte, reicht weit in die Geschichte der französischen 68er-Generation und ist komplex. Es ist hier nicht der Ort, dieser Komplexität gerecht zu werden. Jedoch sind vielleicht ein paar Worte hilfreich, die sich auf die Thesen Regnaults, auf seine Dogmatik, wenn man so will und wenn man dieses Wort nicht im pejorativen, sondern im Sinne einer »formulierten Lehre« versteht, beziehen. Regnault gibt in diesem Text eine Definition von Jude. Sie lautet, Jude sei »das Objekt a des Abendlandes«. Diese Definition ist eine funktionale, denn sie beruht nicht auf irgendeiner dem Definierten inhärenten Eigenschaft, sondern auf einer Beziehung, in dem es steht. Allein auf dieser Grundlage kann man sehen, dass diese Definition nicht eine Eigenschaft des Juden unabhängig dieser Beziehung bestimmen kann, es würde sich sonst um einen Grund, wenn nicht um eine Rechtfertigung des Antisemitismus handeln. Diese Ausgabe von Riss+ erscheint begleitend zur Ausgabe RISS #98, AAAAAAAAntisemitismus. Asemantisch.
Aktualisiert: 2023-06-08
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RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse

RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse von Bataille,  Laurence, Boelderl,  Artur Reginald, Coelen,  Marcus, Hirzel,  Lena, Jobst,  Eva Maria, Kasper,  Judith, Körte,  Mona, Milner,  Jean-Claude, Pazzini,  Karl-Josef, Schwaiger,  Bernhard, Vorjohann,  Walter, Wegener,  Mai
Die entscheidende Schwierigkeit, »über Antisemitismus« zu schreiben, Antisemitismus anzusprechen, liegt darin, dass es keine Position von außen gibt, von der her gesprochen werden könnte. Dies zu verkennen, scheint eines der Hauptprobleme in vielen Initiativen zu sein (deren ziviles Engagement und gute Absichten nicht infrage gestellt seien), die Antisemitismus als sprachliche und physische Gewalt im (nicht nur) bundesdeutschen Alltag anzeigen. In diesem Zusammenhang wird oft das Bedürfnis laut, zu definieren, was als antisemitisch zu gelten habe und was nicht, und man ist bestrebt, Klarheit zu schaffen. Definitionen, die dieses Bedürfnis stillen wollen, bringen aber weitere Probleme mit sich. Denn wie etwas adressieren, das uns als zentrales und zugleich extrem dezentriertes, disseminiertes, jahrhundertealtes und brandaktuelles Problem heimsucht: antisemitische Gewalt, im Versuch des Eingedenkens, dass wir selbst und auch noch unser Versuch, den Antisemitismus endlich eindeutig in den Griff zu kriegen, Teil dieses Problems sind. Das »Halle-Dossier«, das den Auftakt des Heftes bildet, weil der Anschlag auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur, dem 9. Oktober 2019, der Auslöser für unsere begonnene Arbeit war, ist erst gegen Ende der Konzeption des vorliegenden Heftes entstanden. Wir haben eingeladen das Dokument aus Mitschriften des Prozesses gegen den Attentäter, das der Verein »democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e. V.« angefertigt angefertigt hat zu kommentieren. Es kamen in der Redaktion viele Anfänge des Nachdenkens zusammen. Es blieb die Frage, was spezifisch Psychoanalytisches zu sagen sei, auch wenn vieles schon seit Jahrzehnten immer wieder geschrieben worden war. Etwas ließ uns unbefriedigt, wir ahnten mehr, als wir sagen konnten, dass es etwas zu explizieren gäbe, das weniger von identifizierbaren antisemitischen Inhalten ausging, sondern von Unbewusstem, das nicht direkt identifizierbar ist. Es gibt im Feld von Geschichte, Politik, Traum, Dichtung und Kunst bisweilen Konstellationen, in denen einiges zusammenkommt, was es dann ermöglicht, dass unerwartet ein Standpunkt, ein unerwarteter Standpunkt umrissen wird. Der Titel dieser Ausgabe des RISS »AAAAAAAAntisemitismus – Asemantisch« schreibt sich von einem solchen her. Die A-Buchstaben-Laut-Graphem-Phonem-Reihe des ehemaligen Mitglieds der Resistenza, des späteren Künstlers Gastone Novelli trägt sich als stummer, stummlauter Schrei, verzerrend – als Kakofonie und Interferenz – in unser Sprechen und Schreiben »über Antisemitismus« ein.
Aktualisiert: 2023-06-07
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RISS+ François Regnault. Unser Objekt a

RISS+ François Regnault. Unser Objekt a von Coelen,  Marcus, Regnault,  Francois, Roeber,  Christoph
Wortspiele und Paradoxe, gegen den »Kummer«, für das »Bessere«. Einige Umstände der Veröffentlichung und Abfassung des Textes von François Regnault Notre objet a sind im ersten Teil vom Autor selbst dargelegt. Sie ließen sich sicher kommentieren und deuten; die Veröffentlichung ist Element einer zum Teil sehr agonistisch geführten Debatte, reicht weit in die Geschichte der französischen 68er-Generation und ist komplex. Es ist hier nicht der Ort, dieser Komplexität gerecht zu werden. Jedoch sind vielleicht ein paar Worte hilfreich, die sich auf die Thesen Regnaults, auf seine Dogmatik, wenn man so will und wenn man dieses Wort nicht im pejorativen, sondern im Sinne einer »formulierten Lehre« versteht, beziehen. Regnault gibt in diesem Text eine Definition von Jude. Sie lautet, Jude sei »das Objekt a des Abendlandes«. Diese Definition ist eine funktionale, denn sie beruht nicht auf irgendeiner dem Definierten inhärenten Eigenschaft, sondern auf einer Beziehung, in dem es steht. Allein auf dieser Grundlage kann man sehen, dass diese Definition nicht eine Eigenschaft des Juden unabhängig dieser Beziehung bestimmen kann, es würde sich sonst um einen Grund, wenn nicht um eine Rechtfertigung des Antisemitismus handeln. Diese Ausgabe von Riss+ erscheint begleitend zur Ausgabe RISS #98, AAAAAAAAntisemitismus. Asemantisch.
Aktualisiert: 2023-06-07
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RISS+ François Regnault. Unser Objekt a

RISS+ François Regnault. Unser Objekt a von Coelen,  Marcus, Regnault,  Francois, Roeber,  Christoph
Wortspiele und Paradoxe, gegen den »Kummer«, für das »Bessere«. Einige Umstände der Veröffentlichung und Abfassung des Textes von François Regnault Notre objet a sind im ersten Teil vom Autor selbst dargelegt. Sie ließen sich sicher kommentieren und deuten; die Veröffentlichung ist Element einer zum Teil sehr agonistisch geführten Debatte, reicht weit in die Geschichte der französischen 68er-Generation und ist komplex. Es ist hier nicht der Ort, dieser Komplexität gerecht zu werden. Jedoch sind vielleicht ein paar Worte hilfreich, die sich auf die Thesen Regnaults, auf seine Dogmatik, wenn man so will und wenn man dieses Wort nicht im pejorativen, sondern im Sinne einer »formulierten Lehre« versteht, beziehen. Regnault gibt in diesem Text eine Definition von Jude. Sie lautet, Jude sei »das Objekt a des Abendlandes«. Diese Definition ist eine funktionale, denn sie beruht nicht auf irgendeiner dem Definierten inhärenten Eigenschaft, sondern auf einer Beziehung, in dem es steht. Allein auf dieser Grundlage kann man sehen, dass diese Definition nicht eine Eigenschaft des Juden unabhängig dieser Beziehung bestimmen kann, es würde sich sonst um einen Grund, wenn nicht um eine Rechtfertigung des Antisemitismus handeln. Diese Ausgabe von Riss+ erscheint begleitend zur Ausgabe RISS #98, AAAAAAAAntisemitismus. Asemantisch.
Aktualisiert: 2023-05-30
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RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse

RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse von Bataille,  Laurence, Boelderl,  Artur Reginald, Coelen,  Marcus, Hirzel,  Lena, Jobst,  Eva Maria, Kasper,  Judith, Körte,  Mona, Milner,  Jean-Claude, Pazzini,  Karl-Josef, Schwaiger,  Bernhard, Vorjohann,  Walter, Wegener,  Mai
Die entscheidende Schwierigkeit, »über Antisemitismus« zu schreiben, Antisemitismus anzusprechen, liegt darin, dass es keine Position von außen gibt, von der her gesprochen werden könnte. Dies zu verkennen, scheint eines der Hauptprobleme in vielen Initiativen zu sein (deren ziviles Engagement und gute Absichten nicht infrage gestellt seien), die Antisemitismus als sprachliche und physische Gewalt im (nicht nur) bundesdeutschen Alltag anzeigen. In diesem Zusammenhang wird oft das Bedürfnis laut, zu definieren, was als antisemitisch zu gelten habe und was nicht, und man ist bestrebt, Klarheit zu schaffen. Definitionen, die dieses Bedürfnis stillen wollen, bringen aber weitere Probleme mit sich. Denn wie etwas adressieren, das uns als zentrales und zugleich extrem dezentriertes, disseminiertes, jahrhundertealtes und brandaktuelles Problem heimsucht: antisemitische Gewalt, im Versuch des Eingedenkens, dass wir selbst und auch noch unser Versuch, den Antisemitismus endlich eindeutig in den Griff zu kriegen, Teil dieses Problems sind. Das »Halle-Dossier«, das den Auftakt des Heftes bildet, weil der Anschlag auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur, dem 9. Oktober 2019, der Auslöser für unsere begonnene Arbeit war, ist erst gegen Ende der Konzeption des vorliegenden Heftes entstanden. Wir haben eingeladen das Dokument aus Mitschriften des Prozesses gegen den Attentäter, das der Verein »democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e. V.« angefertigt angefertigt hat zu kommentieren. Es kamen in der Redaktion viele Anfänge des Nachdenkens zusammen. Es blieb die Frage, was spezifisch Psychoanalytisches zu sagen sei, auch wenn vieles schon seit Jahrzehnten immer wieder geschrieben worden war. Etwas ließ uns unbefriedigt, wir ahnten mehr, als wir sagen konnten, dass es etwas zu explizieren gäbe, das weniger von identifizierbaren antisemitischen Inhalten ausging, sondern von Unbewusstem, das nicht direkt identifizierbar ist. Es gibt im Feld von Geschichte, Politik, Traum, Dichtung und Kunst bisweilen Konstellationen, in denen einiges zusammenkommt, was es dann ermöglicht, dass unerwartet ein Standpunkt, ein unerwarteter Standpunkt umrissen wird. Der Titel dieser Ausgabe des RISS »AAAAAAAAntisemitismus – Asemantisch« schreibt sich von einem solchen her. Die A-Buchstaben-Laut-Graphem-Phonem-Reihe des ehemaligen Mitglieds der Resistenza, des späteren Künstlers Gastone Novelli trägt sich als stummer, stummlauter Schrei, verzerrend – als Kakofonie und Interferenz – in unser Sprechen und Schreiben »über Antisemitismus« ein.
Aktualisiert: 2023-05-30
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