Mein Speed-Dating mit dem Tod
Tamara Schwab
Wenn das Leben entscheidet, dir ein Bein zu stellen – dann nutze den neuen Blickwinkel auf die Welt, während du mutig wieder aufstehst!
Wie reagiert man, wenn man im Alter von vierundzwanzig Jahren im Fitnessstudio einen Herzstillstand erleidet und aus der mühsam aufgebauten Carpe-Diem-Welt gerissen wird, in der es gerade so schön war? Plötzlich realisiert man, dass man jahrelang nur im Dauersprint unterwegs war.
Immer schneller, besser, erfolgreicher sein. Immer höher gesteckte Ziele erreichen. Nur so kann man es zu etwas bringen und aus seinem Leben das Beste herausholen! Aber was bedeutet es, wenn man jahrelang im Dauersprint unterwegs ist? Richtig, es geht einem nach und nach die Puste aus, der Körper verliert seine Kraft, und irgendwann, wenn die Beine zu schwach werden, fällt man auf die Nase! Zugegeben, ich bin gewaltig auf die Nase gefallen. Genau genommen auf dem Spinningrad im Fitnessstudio. Mit einem Herzstillstand, den ich mit einer Herzmuskelentzündung herbeigerufen habe.
Mit einer der unnötigsten Krankheiten, die es gibt! Eine Krankheit, die man bekommt, wenn man durchgehend im Dauersprint unterwegs ist, während man seinen Körper ignoriert.
Statt also weiter meinen Zielen hinterherzurennen, bin ich seit drei Jahren damit beschäftigt, mich wieder aufzurappeln. Zwei Herzstillstände, zwei Defibrillatorimplantationen, zahlreiche Operationen und immer wieder die Nachricht: Ich bin immer noch nicht gesund und muss weiterhin gegen eine lebensgefährliche Krankheit ankämpfen.
Was macht man also, wenn man gezwungen ist, auf dem Boden der Tatsachen sitzen zu bleiben? Man hat zwei Möglichkeiten: Entweder man bleibt trotzig sitzen, heult und jammert über die schlimme Situation, in die einen das Leben gebracht hat. Oder man freut sich über den neuen Blickwinkel auf die Welt, rappelt sich auf, zeigt dem Leben den Mittelfinger und geht verdammt noch mal weiter!
Ich habe mich für den zweiten Weg entschieden. Jammern erscheint im ersten Moment vielleicht einfacher, ist aber auf die Dauer ziemlich unbequem. Mit einem positiven Blick hält es sich dagegen länger aus.
Ich entschied mich also, ein Buch über meine Geschichte zu schreiben, während ich darauf warte, endlich wieder gesund zu werden. Es ist eine Geschichte, die drei Jahre Lebenskampf beschreibt, aber mit Sarkasmus und Ironie beweisen soll, dass eine lebensgefährliche Krankheit kein Grund ist, den Humor zu verlieren!