Kurt Hiller
Der Intellektuelle als Außenseiter
Daniel Münzner
Nominiert für den Opus Primum Förderpreis der VolkswagenStiftung 2015
Kurt Hiller – Der Prototyp des Linksintellektuellen wandelt sich vom Feind zum Unterstützer der Demokratie.
Kurt Hiller (1885-1972) war Pionier des literarischen Expressionismus und einer der bekanntesten Publizisten und Intellektuellen der Weimarer Republik. Als Kind jüdischer Eltern, Homosexueller, Pazifist und Sozialist war er antisemitischen, homophoben und anti-intellektuellen Anfeindungen ausgesetzt. Damit steht er prototypisch für die Figur des diffamierten Linksintellektuellen im 20. Jahrhundert. Der Weltbühnenautor polemisierte bis 1933 gegen die Demokratie und warb für die Herrschaft einer geistigen Elite.
Die mahnende Erinnerung an die gescheiterte Weimarer Republik und den NS-Terror, die gute Behandlung im englischen Exil und sein Konflikt mit den Parteikommunisten führten den Staatskritiker Hiller in die Arme des britischen Inlandsgeheimdiensts, für den er fast 15 Jahre als Informant tätig war. Aus diesen Erfahrungen heraus und dank der Integration des linksintellektuellen Milieus durch die SPD wandelte er sich vom Antidemokraten zu einem nachsichtigen, milden Anhänger der sozial-liberalen Koalition unter Willy Brandt.
Die erste umfassende biographische Studie über Kurt Hiller ist Literatur-, Intellektuellen- und Geheimdienstgeschichte zugleich und erzählt das facettenreiche Leben eines großen vergessenen Publizisten.