Franz Kafka
Der ewige Sohn
Peter-André Alt
Franz Kafka ist der wirkungsmächtigste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Sein Werk gilt bis heute als Inbegriff des Dunklen, Mehrdeutigen, faszinierend Unheimlichen: als Musterfall der ästhetischen Moderne. Diese Biographie stellt Kafkas Leben und seine literarische Arbeit in den Zusammenhang der großen kulturellen Strömungen der Zeit zwischen 1880 und 1920. Kafkas künstlerische Individualität wird aus ihrer spannungsreichen Verbindung mit europäisch-jüdischen Traditionen neu verständlich – als Besitz eines ewigen Sohns, der sich selbst am Anfang und am Ende aller Überlieferungen stehen sieht.
Franz Kafka hat Leben und Schreiben als Einheit betrachtet, die seine Identität begründete. Sein zerbrechlicher Selbstentwurf blieb gebunden an die Höhen und Tiefen der literarischen Arbeit. Peter-André Alts Biographie verknüpft die Lebenserzählung mit umfassenden Interpretationen, die Kafkas Werk und dessen psychologische Voraussetzungen durchdringen. Sie zeigt den Autor als Beobachter seiner Zeit, indem sie sein Verhältnis zur Prager deutschen Literatur und zur europäischen Moderne, zu Psychoanalyse und Zionismus, Philosophie und jüdischer Geistestradition, Anthroposophie, Naturheilkunde, Kino und Theater untersucht. Sie präsentiert den Flaneur und den Einsamen, den Reisenden und den Ängstlichen, den Asketen und den Liebenden, den Ekstatiker und den Skeptiker, den Spezialisten des Schreckens und den Meister der Ironie. Kafkas Vita wird dabei nicht als Quelle, sondern als Spiegel der literarischen Arbeit gedeutet. Die Welt seiner Erzählungen und Romane gewinnt auf diese Weise in den Linien des Lebensentwurfs eine ebenso fesselnde wie unheimliche Konsequenz.