Auf der einen Seite verkommt Bildung zur Ware und Zertifizierung dient vermeintlich der Qualitätssicherung, auf der anderen Seite steht ein Glücksversprechen für diejenigen, die in ihre Ausbildung ausreichend »investieren« und sich gegen die Konkurrenz durchsetzen. Die Aufsätze untersuchen in vielfältiger Weise die aktuelle »neoliberale« Transformation von Bildung und Erziehung und decken dabei ihre Widersprüchlichkeit genauso wie ihre Rationalität auf.
Aktualisiert: 2022-02-15
Autor:
Christoph Bialluch,
Burkhard Bierhoff,
Klaus Boehnke,
Ariane Brenssell,
Klaus-Jürgen Bruder,
Torsten Bultmann,
Christian Christen,
Ulrich Deutschmann,
Jenny Marielle Dilg,
Gottfried Ensslin,
Uwe Findeisen,
Ulrich Gellermann,
Regina Girod,
Freerk Huisken,
Werner Köpp,
Benjamin Lemke,
Jutta Menschik-Bendele,
Andrea Nachtigall,
Philipp Nicolay,
Klaus Ottomeyer,
Martin Schmid,
Christoph Seidler,
Thomas Slunecko,
Tom D. Uhlig,
Doris Weidemann,
Franz Witsch,
Becky Wong
> findR *
Nichts Geringeres als eine umfassende Demokratisierung der Hochschulen forderte der Sozialistische Studentenbund (SDS) in seiner 1961 veröffentlichten Hochschuldenkschrift Hochschule in der Demokratie. Was heute zum Standardrepertoire progressiver Hochschulpolitik gehört, glich im postnazistischen Westdeutschland und Westberlin mit seinen stark hierarchisch geprägten Ordinarienuniversitäten einem Paukenschlag. Hiermit wurde auf der Ebene der Hochschulen einer Entwicklung der Boden bereitet, wie sie sich auch in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen seit den 50er Jahren entwickelte: Demokratische Einflussnahme sollte sich nicht auf die Teilnahme an Wahlen alle vier Jahre beschränken, sondern wurde als gesamtgesellschaftlicher Prozess aufgefasst, der tendenziell alle Lebensbereiche umfasst. Die Denkschrift wurde noch im Jahr ihres Erscheinens von der Bundesdelegiertenkonferenz des SDS als programmatisches Dokument beschlossen und prägte mit ihren Argumenten die Hochschulreformdiskussion in den folgenden Jahrzehnten. Wenngleich sich der 1961 von der SPD verstoßene sozialistische Studierendenverband 1970 auflöste, haben viele seiner Ideen bis heute Bestand. Forderungen wie ein kostendeckendes Studienhonorar für alle Student*innen, eine Demokratisierung der Hochschulstruktur, die Aufhebung der Ordinarienstruktur und die Entwicklung hin zu einer Gruppenuniversität oder auch die Auffassung von Wissenschaft als einem Arbeitsprozess, der nur gelingen kann, wenn Studierende neben Lehrenden und Forschenden gleichermaßen daran teilhaben, sind weiterhin von Bedeutung. Wir nehmen das 60-jährige Jubiläum dieser visionären Schrift zum Anlass für eine kritische Würdigung: Neben einer zeithistorischen Kontextualisierung und Vorstellung der Kernforderungen der SDS-Denkschrift blicken wir im vorliegenden Studienheft auch auf ihre Auswirkungen auf spätere hochschulpolitische Debatten, spüren ihre "Blindflecken" auf und fragen nach der Aktualität der SDS-Forderungen im Zeitalter der "unternehmerischen Hochschule".
Aktualisiert: 2022-08-04
Autor:
Torsten Bultmann,
Alex Demirović,
Frank Deppe,
Jonathan Dreusch,
Christiane Fuchs,
Jessica Hall,
Eva Hartmann,
Peter Hauck-Scholz,
Jana Holz,
Steffen Käthner,
Andreas Keller,
Sabine Kiel,
Paul Klär,
Marianne Kriszio,
Julia Landgraf,
Cornelia Mannewitz,
Wolfgang Nitsch,
Peer Pasternack,
Martin Scheuch,
Regina Schleicher,
Stefani Sonntag,
Sonja Staack,
Jurik Stiller,
Anna Struth,
Marco Unger,
Carsten von Wissel,
Werner Zentner
> findR *
2014 erschien im BdWi-Verlag ein Studienheft »Wissenschaft von Rechts«, mit dem die Einflüsse rechtsextremer Ideologie und Theorie an Hochschulen kritisch untersucht und personelle Netzwerke aufgezeigt wurden.
Die politischen Entwicklungen der letzten sechs Jahre in Deutschland und Österreich legen den Gedanken nahe, das Thema erneut aufzugreifen. Nur beispielhaft seien hier erwähnt: Der internationale Aufstieg des sogenannten »Rechtspopulismus« mit der schwarz-blauen Bundesregierung in Österreich und dem Einzug der AfD in alle deutschen Parlamente, begleitet von ihrer politischen Radikalisierung, die verbale Verrohung öffentlicher politischer Debatten oder auch die Herausbildung neuer rechtsterroristischer Strukturen.
Es erscheint also notwendig, sich den aktuellen Bedrohungen von rechts erneut zu widmen – mit besonderem Blick auf Bildung, Hochschule und Wissenschaft. Hochschulen waren und sind politisch umkämpftes Gelände: rassistische, antisemitische, antifeministische und antidemokratische Positionen gewinnen auch hier an Raum und Einfluss. Dies äußert sich nicht nur in öffentlich sichtbaren Erscheinungen wie neofaschistischen Schmierereien oder plakativen Aktionen der »Identitären Bewegung« auf dem Campus. Mit Verweis auf die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit wird versucht, universitäre Räume den Ausführungen rechter Ideologen zu öffnen. Umkämpft sind auch Lehrinhalte – die Abschaffung der Gender Studies gehört etwa zum Parteiprogramm der AfD.
Die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Natur-, Macht- und Herrschaftsverhältnissen ist aber ein fundamentaler Bestandteil der Freiheit von Forschung und Lehre. Lehrende und Studierende haben eine Verantwortung für die Verteidigung und Weiterentwicklung der demokratischen Gesellschaft. Autoritären, rassistischen, antisemitischen und antifeministischen Äußerungen und Praktiken gilt es entschieden entgegenzutreten.
Deshalb wollen wir alle Leser*innen zum Widerstand gegen rechtsextreme Praktiken und Ideologien ermutigen.
Aktualisiert: 2020-10-22
Autor:
Sabrina Arneth,
Asli Telli Aydemir,
Fabian Bennewitz,
Rebekka Blum,
Torsten Bultmann,
Fredrik Dehnerdt,
Tobias Eisch,
Daniel Gaittet,
Georg Glaeser,
Judith Goetz,
Gudrun Hentges,
Steffen Käthner,
Andreas Keller,
Helmut Kellershohn,
Thomas Klein,
Niklas Knepper,
Kerstin Köditz,
Alexandra Kurth,
Valerie Limbach,
Eva Mühlberger,
Gisela Notz,
Adrijana Novakovic,
Elina Stock,
Friedemann Vogel,
Lukas Wanke,
Alexander Winkler,
Volkmar Wölk,
Sebastian Zachrau,
Werner Zentner
> findR *
Lange waren die Menschen als handlungsfähige, ihre Welt gestaltende in den Sozialwissenschaften so unsichtbar wie in der verwalteten Welt des Fordismus unerwünscht. Aus diesem ›toten Winkel‹ sind die Subjekte in den letzten Jahren ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Dabei sind sie durchaus weiter Objekte von herrschaftlichen Strategien.
Der Band untersucht veränderte Anforderungen und Klassenpositionen der neuen Produktionsweise, politische und ideologische Vermittlungen und wie diese subjekttheoretisch reflektiert werden.
Mit unterschiedlichen theoretischen Konzeptionen geraten unterschiedliche Handlungsfähigkeiten der Subjekte in den Blick. Die Frage nach Widerstand, nach einem politischen Subjekt, wird nicht in der Theorie entschieden, aber entscheidend ist doch, ob sie theoretisch gedacht werden kann und ob kritische Wissenschaft so dazu beiträgt, die herrschende Anrufung der Selbstbestimmung für eine emanzipatorische, "dialektische Wendung" oder zumindest für ein wenig Subversion zu nutzen.
Aktualisiert: 2022-08-04
Autor:
Thomas Barfuss,
Torsten Bultmann,
Mario Candeias,
Klaus Doerre,
Susanne Draheim,
Jörg Flecker,
Gudrun Hentges,
Uwe Hirschfeld,
Christina Kaindl,
Andreas Merkens,
Iris Nowak,
Jörg Nowak,
Sven Opitz,
Jan Rehmann,
Tilman Reitz,
Thomas Seibert,
Frieder O Wolf
> findR *
Am 26.10.1968 kamen auf Einladung von Werner Hofmann in Marburg 18 Hochschullehrer*innen aus verschiedenen Orten zusammen, um sich für eine "ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewußte Wissenschaft, für Erweiterung der Formen von Öffentlichkeit, von Mit- und Selbstbestimmung und gegen antidemokratische Tendenzen in Hochschule, Bildungswesen, Gesellschaft, Wirtschaft und Staat" zusammenzuschließen und gründeten den Bund demokratischer Wissenschafter (BdW).
Seither sind fünf Jahrzehnte vergangen - Name, Mitgliedschaft und politische Arbeitsfelder des Verbandes haben manchen Wandel durchlaufen.
Die Gründung des BdWi jährt sich nun also zum 50. Mal. Anlässlich dieses Jubiläums veröffentlichen wir diesen Sammelband. Er gibt nicht nur ein halbes Jahrhundert Verbandsgeschichte wieder, sondern vermittelt auch grundlegende Einblicke in die Sozial- und Gesellschaftsgeschichte Deutschlands seit 1968, insbesondere in die Entwicklung kritischer Wissenschafts- und Hochschulpolitik.
Die Autor*innen der rund 15 Beiträge und mehrerer persönlicher Porträts sind (oder waren) als Beteiligte aus verschiedenen Generationen dem BdWi eng verbunden. Als Zeitzeug*innen schildern sie die erlebten Kämpfe und Auseinandersetzungen - für Hochschulreformen und gegen Berufsverbote, für Frieden und Abrüstung und gegen geschlechterspezifische Diskriminierung, für einen freien Studienzugang für alle und gegen den neoliberalen Umbau der Hochschulen.
Aktualisiert: 2020-02-22
Autor:
Dieter Boris,
Torsten Bultmann,
Herbert Claas,
Georg Fülberth,
Daniel Gaittet,
Gudrun Hentges,
Klemens Himpele,
Steffen Käthner,
Sabine Kiel,
Reinhard Kühnl,
Morus Markard,
Gisela Notz,
Peer Pasternack,
Lothar Peter,
Rainer Rilling,
Paul Schäfer,
Sonja Staack,
Mareike Strauß,
Gerd Wiegel,
Frieder Otto Wolf,
Werner Zentner
> findR *
Vor genau 60 Jahren wurde mit den Römischen Verträgen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gegründet, aus der sich die Europäische Union (EU) entwickelte. Heute hört man auch aus offiziellem Munde, dass sich diese in einer »existentiellen Krise« (Jean-Claude Juncker) befinde. Als Beleg wird in der Regel der Brexit oder die Unfähigkeit, solidarische Lösungen in der Flüchtlingspolitik zu entwickeln, angeführt. Doch natürlich liegen die Ursachen tiefer. Gemeinsamer Markt und Euro-Währung haben etwa zu extremen ökonomischen Ungleichgewichten zwischen den Kernländern und den Staaten der südlichen Peripherie geführt. Diesen wurde durch die von der Troika diktierte Austeritätspolitik die Verarmung breiter Bevölkerungsteile und eine Jugendarbeitslosigkeit von bis zu 50 Prozent aufgezwungen. Kein Wunder, dass die Attraktivität des europäischen Projektes abnimmt. Die meisten dieser Probleme wurzeln darin, dass sich der europäische Vereinigungsprozess zwar äußerlich als ein wertegeleitetes Friedensprojekt verstand, die EU in der Praxis im Grunde aber nie etwas anderes war als ein von einer Brüsseler Technokratie regulierter gemeinsamer Markt. Da Erfolge auf diesem von der ›Wettbewerbsfähigkeit‹ kapitalistischer Staaten bestimmt sind, geraten Löhne, Sozialausgaben oder Steuern als ›Kostenfaktoren‹ in einen Abwärtssog, der durch die Anpassungszwänge in der Währungsunion noch verstärkt wird.
Der Ausweg aus dieser Konstruktion, in der neoliberale Politik institutionell so verankert ist, dass sie gleichsam Verfassungscharakter hat, ist schwer zu bestimmen und auch innerhalb der gesellschaftlichen und politischen Linken umstritten. Die einen plädieren für einen Austritt aus der EU oder zumindest für eine Lockerung der europäischen Integration. Vor allem der Austritt aus der Währungsunion oder deren Ersetzung durch ein System fester, aber politisch anpassbarer Wechselkurse – ähnlich wie im früheren Europäischen Währungssystem – wird als notwendige Bedingung angesehen, um einzelnen Nationalstaaten mehr wirtschaftspolitischen Spielraum zu verschaffen oder eine sozialökologische Transformation zu ermöglichen. Andere betonen, dass ein Exit im Sinne einer Renationalisierung für keines der globalen Probleme (Klimawandel, Migration, Terrorismus), mit denen heutige Gesellschaften konfrontiert sind, eine Lösung ist und rechten, nationalistischen Kräften in die Hände spielen würde. »Mehr Europa, aber anders!« ist daher eine verbreitete Losung, mit der die Perspektive einer demokratisch-föderalistischen europäischen Sozialunion bzw. einer politischen Union eröffnet werden soll. Das Problem dabei ist, dass eine solche EU-Reform nicht durch idealistische Appelle an das Gute, schon gar nicht durch einen schlichten ›Politikwechsel‹ der überwiegend neoliberalen Brüsseler Technokratie aus sich selbst heraus zustande kommen kann. Erforderlich wäre vielmehr eine europaweite Veränderung gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse, um die bisher in der Marktunion untergeordneten Interessen der beherrschten sozialen Gruppen politisch zur Geltung zu bringen.
Der Kampf für die notwendige soziale und demokratische Neugründung Europas kann nur auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene der jeweiligen Einzelstaaten beginnen. Aber er muss von vornherein auf die grenzüberschreitende Kooperation sozialer Initiativen, Bewegungen und Gewerkschaften ausgerichtet sein, um schließlich in eine Demokratisierung Europas zu münden. Dieser Weg ist schwierig und in seinen Einzelheiten auch im linken politischen Spektrum von Kontroversen begleitet. Daher bemühen wir uns in diesem Studienheft, eine breite Palette dieser Diskussionen und Positionen abzubilden.
Aktualisiert: 2020-02-22
Autor:
Volkan Agar,
Ilker Ataç,
Dorothee Bohle,
Torsten Bultmann,
Klaus Busch,
Mario Candeias,
Trevor Evans,
Bianca Frank,
Hansjörg Herr,
Nikolai Huke,
Maria Kader,
Andreas Keller,
Maren Kirchhoff,
Elisabeth Klatzer,
Jannis Kompsopoulos,
Erik Marquardt,
Lea Meister,
Tobias Pflüger,
Thomas Sablowski,
Christa Schlager,
Regina Schleicher,
Felix Syrovatka,
Jürgen Wagner,
Peter Wahl
> findR *
In den 1970er Jahren gab es an westdeutschen Hochschulen heftige politische Debatten um die Frage, worin die ›Praxisrelevanz‹ eines Studiums zu bestehen habe. Das Projekt einer permanenten Studienreform schlief in den 1980ern ein, ohne dass die Probleme gelöst waren. Zwanzig Jahre lang geschah nichts. Mittlerweile haben wir den ›Bologna-Prozess‹, der Kriterien wie mehr ›Praxis-‹ und ›Berufsorientierung‹ins Zentrum einer Reorganisation des Studiums stellt. Er ist jedoch eher von politischem Desinteresse begleitet. Warum? Weil durch die technokratische Art und Weise, wie sich auf ›Praxis‹ bezogen wird, alle möglichen Kontroversen und gesellschaftlichen Konflikte, die in diesem Begriff schlummern, entsorgt werden. Stattdessen wird so getan, als könne man ›berufsorientierend‹ als eine Art technisches Gütesiegel auf neu geschnitzte Studiengänge draufkleben.
Das Studienheft versucht, diese Debatte zu repolitisieren - und sie dadurch erst zu einer fruchtbaren zu machen. Das funktioniert nur, wenn die Situation der Hochschule in die großen gesellschaftlichen Kontroversen um die Zukunft des Bildungssystems insgesamt eingeordnet wird. Angesichts der Intellektualisierung der gesellschaftlichen Arbeit (Schlagwort ›Wissensgesellschaft‹) sind etwa Fragen der Studienreform ebenso mit denen der traditionellen beruflichen Bildung wie mit denen der öffentlichen Schulen verknüpft. Wenn es folglich der vorliegenden Publikation gelingt, ein Denken in Widersprüchen, Konflikten und Alternativen - gegen das vorherrschende betriebswirtschaftliche ›Einheitsdenken‹ - wieder stärker zu ermöglichen, ist ihr Zweck erfüllt.
Aktualisiert: 2020-02-22
Autor:
Bettina Alesi,
Ulf Banscherus,
Andrea Baukrowitz,
Konstantin Bender,
Uwe H. Bittlingmayer,
Torsten Bultmann,
Klaus Doerre,
Uwe Elsholz,
Jochen Kalpein,
Bernd Kaßebaum,
Andreas Keller,
Vera Klier,
Thomas Köhler,
Eva Kuda,
Ingmar Lippert,
Christoph Lüdecke,
Morus Markard,
Elke Michauk,
Wolfgang Neef,
Matthias Neis,
Alexandra Ortmann,
Wolf J Röder,
Lars Schewe,
Sonja Staack,
Ulrich Thöne,
Luzia Vorspel,
Heike Weinbach,
Ulrich Welbers,
Johannes Wildt,
Werner Zentner
> findR *
Eine der zentralen Forderungen des Bildungsstreikes im Juni 2009, an dem sich hunderttausende Schülerinnen, Schüler und Studierende beteiligten, war die nach einer Bildungsbeteiligung als Rechtsanspruch. Dieses Anliegen richtete sich auch gegen zunehmenden Zeit- und Leistungsdruck, zunehmende Konkurrenz sowie zunehmende Privatisierung der Kosten - alles Begleiterscheinungen des gegenwärtigen ›wettbewerbspolitischen‹ Umbaus der öffentlichen Bildungsinstitutionen, durch den Bildung eher verhindert als ermöglicht wird.
"Menschenrecht auf Bildung"? Dabei denken viele vermutlich eher an Sonntagsreden und feierliche Deklarationen ohne politische Verbindlichkeit. Die herrschende Bildungspolitik ist zweifelsfrei bemüht, dieses Recht, das sie ebenfalls im Munde führt, in einen entsprechenden Nebel zu tauchen. Ungeachtet dessen ist dieses Menschenrecht in verpflichtenden internationalen Deklarationen und Abkommen, die auch in die bundesdeutsche Rechtsprechung und zahlreiche Landesverfassungen Eingang gefunden haben, definiert und politisch konkretisiert. Aufgrund ihres politischen Kompromisscharakters lassen die meisten dieser Rechtsnormen allerdings die notwendige Klarheit vermissen, um eine konsequente Durchsetzung des Rechts auf Bildung in vollem Umfang zu ermöglichen. Es gibt also ein Defizit in der Umsetzung geltender rechtlicher Bestimmungen, aber auch ein Defizit an gesetzlichen Bestimmungen, die ein umfassendes Recht auf Bildung gewähren.
Menschenrechte werden Personen als solchen unabhängig von ihrem sozialen Status und ihrer Kaufkraft zugestanden. Sie sind weder handel- noch tauschbar und haben ihren Zweck in sich selbst, d. h. ihre Gewährleistung darf nicht an die zusätzliche Erfüllung eines äußerlichen Zweckes - wie etwa die Tauglichkeit für den Arbeitsmarkt - gekoppelt werden. Derartige Maßstäbe findet man in der deutschen Bildungspolitik immer weniger. Es erweist sich einmal mehr: Die jeweils geltende politische Definition sowie die materielle Ermöglichung von Rechten sind eine Frage der politischen Kräfteverhältnisse. Eine historische Erfahrung lautet: Rechte ›bekommt‹ man nicht als Geschenk, man muss sie sich erkämpfen. Zu dieser Auseinandersetzung will das vorliegende Studienheft mit Argumenten und Analysen einen Beitrag leisten.
Aktualisiert: 2020-02-22
Autor:
Wilhelm Achelpöhler,
Peter Alheit,
Eleni Andrianopulu,
Ulf Banscherus,
Konstantin Bender,
Torsten Bultmann,
Marianne Demmer,
Frank Deppe,
Dominik Düber,
Adeline Duvivier,
Heiner Fechner,
Klemens Himpele,
Andreas Keller,
Lena Kreck,
Vanessa Lux,
Morus Markard,
Ingrid Miethe,
Emilija Mitrovic,
Ghazaleh Nassibi,
Alexander Recht,
Jana Schultheiss,
Sonja Staack
> findR *
Auf der einen Seite verkommt Bildung zur Ware und Zertifizierung dient vermeintlich der Qualitätssicherung, auf der anderen Seite steht ein Glücksversprechen für diejenigen, die in ihre Ausbildung ausreichend »investieren« und sich gegen die Konkurrenz durchsetzen. Die Aufsätze untersuchen in vielfältiger Weise die aktuelle »neoliberale« Transformation von Bildung und Erziehung und decken dabei ihre Widersprüchlichkeit genauso wie ihre Rationalität auf.
Aktualisiert: 2022-02-15
Autor:
Christoph Bialluch,
Burkhard Bierhoff,
Klaus Boehnke,
Ariane Brenssell,
Klaus-Jürgen Bruder,
Torsten Bultmann,
Christian Christen,
Ulrich Deutschmann,
Jenny Marielle Dilg,
Gottfried Ensslin,
Uwe Findeisen,
Ulrich Gellermann,
Regina Girod,
Freerk Huisken,
Werner Köpp,
Benjamin Lemke,
Jutta Menschik-Bendele,
Andrea Nachtigall,
Philipp Nicolay,
Klaus Ottomeyer,
Martin Schmid,
Christoph Seidler,
Thomas Slunecko,
Tom D. Uhlig,
Doris Weidemann,
Franz Witsch,
Becky Wong
> findR *
Morus Markard, apl. Professor für Psychologie an der FU Berlin und Kritischer Psychologie, arbeitet seit mehr als 30 Jahren kontinuierlich zu Themen wie Einstellung, Erziehung, Autorität und Widerstand, Praxisforschung, Methoden, Identität, Verantwortung und Hochschulpolitik. Dabei geht es ihm nicht nur um die Kritik des Bestehenden, sondern gleichzeitig um die Weiterentwicklung Kritischer Psychologie wie Kritischer Wissenschaften. Die Kritik und Weiterentwicklung psychologischer Erkenntnismöglichkeiten ist für ihn dabei auch Versuch, das Mögliche im Wirklichen zu eruieren, und an einer konkreten Negation von entwürdigenden Verhältnissen zu arbeiten: abstrakt negiert ist halb kapiert…
Die Festschrift versammelt Beiträge von Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Generationen zu Praxisverhältnissen, Geschichte der Kritischen Psychologie, Kritik der gegenwärtigen Psychologie und Methodenfragen.
Die Beiträge zur marxistischen Subjektwissenschaft zeigen die Relevanz und Lebendigkeit Kritischer Psychologie und speziell der Arbeiten von Morus Markard und ihren Nutzen für die Kritik des gegenwärtigen Kapitalismus, der subjektiven Not, die er verursacht, und für die Überwindung von beidem.
Aktualisiert: 2020-09-30
Autor:
Torsten Bultmann,
Ole Dreier,
Ulrike Eichinger,
Johannes Geffers,
Carl F Graumann,
Frigga Haug,
Wolfgang F Haug,
Josef Held,
Arnd Hofmeister,
Lorenz Huck,
Christina Kaindl,
Nora Kiefer,
Gesa Köbberling,
Vanessa Lux,
Wolfgang Maiers,
Morus Markard,
Ute Osterkamp,
Thomas Pappritz,
Jan Rehmann,
Katrin Reimer,
Catharina Schmalstieg,
Julia Schnegg,
Gisela Ulmann,
Klaus Weber,
Erich Wulff,
Michael Zander,
Christof Zirkel
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Wissenschaft hat üblicherweise einen guten Ruf und ist hoch angesehen. Ihre Entwicklung ist in der Öffentlichkeit mit optimistischen Erwartungen für die Verbesserung des Lebens verbunden. Das war nicht immer so. »Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung!« war eine der zentralen Forderungen der 68er-Bewegung und der durch sie beeinflussten Hochschulreform. Für diese Verantwortung, die eben nicht als akademischer ›Normalfall‹ angesehen wurde, sollten jedoch erst einmal die notwendigen politischen Bedingungen und (Hochschul-)Strukturen geschaffen werden. Grund für diese kritische Forderung war dabei die Annahme, dass die etablierte Wissenschaft tendenziell mit gesellschaftlichen Herrschafts- und Machtinteressen im Bunde war. Hat sich daran inzwischen etwas geändert? Einiges sicher, aber nicht alles.
So erleben wir etwa, dass immer mehr wissenschaftliche Spezialisierungen entwickelt und ausgebaut werden, um gesellschaftliche Missstände erklärend zu rechtfertigen. Die Rede ist von zunehmender gesellschaftlicher Ungleichheit und Ausgrenzung vor dem Hintergrund einer wachsenden Polarisierung zwischen Arm und Reich. Hier tauchen dann akademische Ansätze auf, die den davon negativ betroffenen Menschen individuelle ›Defizite‹, Schwächen oder gar Krankheiten bescheinigen – die gesellschaftlichen Ursachen von Ungleichheit und individuellem Leiden jedoch oftmals übersehen. Ein boomender Markt an Therapien und Medikationen wird dadurch inzwischen bedient. Kritiker dieser Entwicklung prägten erst vor kurzem den Begriff der »pathologischen Wende« und zielten damit auf ein grundlegendes Umdenken in Pädagogik und Bildungssystem insgesamt, das den Einzelnen mehr und mehr in und die Gesellschaft aus der Verantwortung nimmt.
Der Kritik derartiger »Pathologisierungen« und Individualisierungen gesellschaftlicher Ungleichheit ist dieses Studienheft gewidmet, das sich nicht etwa pauschal gegen ›die‹ Wissenschaft richtet, sondern vielmehr gegen die Dienstfertigkeit Einzelner ihrer Vertreter und Schulen. Denn schließlich ist auch die Kritik an diesen, wie wir sie hier vorstellen, wissenschaftlich ausgewiesen und innerhalb wie außerhalb der Hochschulen vorfindbar. Wir versprechen uns davon eine spannende Diskussion.
Aktualisiert: 2020-02-22
Autor:
Isabella Albert,
Günter Berg,
Erika Brinkmann,
Hans Brügelmann,
Torsten Bultmann,
Götz Eisenberg,
Georg Feuser,
Erika Feyerabend,
Beate Frenkel,
Erich Fromm,
Josef Giger-Bütler,
Arno Gruen,
Gerald Hüther,
Steffen Käthner,
Andreas Keller,
Andreas Kemper,
Nadine Kirchhoff,
Leonie Knebel,
Jochen Krautz,
Christian Kreiß,
Robert Kurz,
Dieter Mattner,
Lucie Meier,
Wolfram Meyerhöfer,
Rainer Roth,
Sabine Schiffer,
Anne-Dore Stein,
Jens Wernicke,
Andreas Wöckinger,
Werner Zentner
> findR *
"Humboldts Universität ist tot!" - diese Parole von Ex-Minister Rüttgers charakterisiert die aktuelle Hochschulpolitik, der ein parteiübergreifender Konsens zugrundeliegt, treffend. Die Hochschulen sollen auf "Wettbewerbsfähigkeit" und "Effizienz" getrimmt werden. Die bildungspolitischen Paradigmen "Wissenschaft und Wahrheit" bzw. "Wissenschaft und gesellschaftlicher Fortschritt" würden dabei endgültig durch das Paradigma "Wissenschaft und Markt" abgelöst. Es geht folglich um den Bruch mit wesentlichen Ergebnissen der sogenannten Ersten Bildungsreform.
Das Buch wendet sich an alle bildungs- und hochschulpolitisch Interessierten. Die Autoren setzen sich systematisch mit den Leitbildern, verkürzten Problembeschreibungen und ideologisierten Schuldzuweisungen neoliberaler Hochschulpolitik auseinander und unterziehen diese einer grundsätzlichen Kritik. Der auch von Ihnen nicht bestrittene krisenhafte Zustand der Hochschulen wird aus der historischen Perspektive rekonstruiert, aus welcher heraus zugleich politische Optionen sichtbar werden, die eine Alternative zu einer ökonomistisch verengten Bildungspolitik sein können.
Aktualisiert: 2023-03-14
> findR *
Viele mögen spontan an prügelnde Nazis in sozialen Brennpunkten denken, wenn der Begriff ›Rechtsextremismus‹ fällt. Die Wissenschaft erscheint demgegenüber als Hort der Bildung, der Vernunft und der Humanität. Diese Gegenüberstellung ist trügerisch. Rechte und rechtsextreme Denkweisen sind fester Bestandteil der deutschen und der österreichischen Hochschulgeschichte. Innerhalb der deutschen Studierendenschaft hatten die Nazis bereits Jahre vor der ›Machtergreifung‹ die Hegemonie. Doch es geht nicht allein um politische Einstellungen, sondern auch um Wissenschaftsproduktion. Die Hochschulen waren immer auch ein Ort, an dem etwa durch rassistische und biologistische Theorieentwicklungen gesellschaftliche Ressentiments ›wissenschaftlich‹ legitimiert und menschenverachtende politische Ideologien in der Gesellschaft unterstützt wurden. Zugleich werden an Hochschulen gesellschaftliche Multiplikator_innen und Meinungsführer_innen ausgebildet, die sich selbst mitunter als ›Führungselite‹ sehen. So haben sich hier auch bis heute rechte männerbündische akademisch-politische Netzwerke und Seilschaften entwickelt, um Einfluss auf Medien, Kultur und politische Willensbildung insgesamt zu nehmen.
Mit diesen unterschiedlichen Facetten des Themas ›Wissenschaft von Rechts‹ befasst sich das vorliegende Studienheft. Dabei darf natürlich nicht die Gegenperspektive zu kurz kommen. Die Hochschulen waren immer ein politisch umkämpftes Gelände. Folglich gab und gibt es an ihnen auch organisierten Widerstand gegen rechtsextreme Praktiken, Ideologien und Theorieproduktionen. So stellen wir hier verschiedene Ansätze kritischer Wissenschaft vor, die sich mit rechtsextremer Politik und Theorie auseinandersetzen. Last but not least geht es um wissenschaftlich reflektierte Prävention und die Möglichkeiten unmittelbaren antifaschistischen Engagements in der Institution Hochschule.
Aktualisiert: 2020-02-22
Autor:
AK Antifa des fzs,
BdWi,
Nicolas Bechter,
Torsten Bultmann,
Christoph Butterwege,
Jan Cloppenburg,
Matthias Falter,
fzs,
GEW,
Judith Goetz,
Rolf Gössner,
István Grajczjár,
Gudrun Hentges,
Niko Huke,
Steffen Käthner,
Andreas Keller,
Helmut Kellershohn,
Carina Klammer,
Alexandra Kurth,
Vivien Laumann,
Katharina Mahrt,
Erik Marquardt,
Julia Mueller,
Mike Niederstraßer,
Gisela Notz,
ÖH,
Aljoscha Pilger,
Cindy Salzwedel,
Sonja Staack,
StuRa FSU Jena,
Matthias Vigl,
Janine Wulz
> findR *
Seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich in den kapitalistischen Industrieländern die Neue Frauenbewegung. Diese war seit Beginn überproportional in akademischen Milieus verankert. Hier hat sie auch ihre größten Erfolge zu verzeichnen, welche - obgleich zäh erkämpft - zugleich relativ und politisch nicht unwiderruflich sind. So gibt es etwa heute in Deutschland und Österreich die am besten ausgebildete Frauengeneration in der Geschichte beider Länder, Frauen haben im Durchschnitt die besseren Schulabschlüsse und nehmen mittlerweile in größerer Zahl als Männer ein Studium auf. Dennoch bleibt die Wissenschaft eine Männerdomäne, auch oder gerade was personale Förderpraktiken und Entscheidungsstrukturen betrifft. So sind in Deutschland erst knapp über 18 Prozent aller Professuren von Frauen besetzt.
Erfolge kamen häufig erst spät. Nachdem die Demokratisierung der Hochschulen längst politisch abgewürgt und ihre Finanzierung eingefroren war, entstanden in den 1980er Jahren hochschulrechtliche Gleichstellungsvorschriften und institutionelle Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte mit eigenen Ressourcen. Zeitgleich etablierten sich in einzelnen Bereichen der Hochschulen feministische Forschungsthemen. Das Thema ›Gleichstellung‹ wurde zumindest in der offiziellen Politik anerkannt. Was freilich mit Versuchen politischer Entschärfung verbunden war. Aus Frauenpolitik wurde Geschlechterpolitik und schließlich kamen Gender Mainstreaming und Diversity-Konzepte hinzu. Mit diesen Umbenennungen "ging die Frage nach Herrschaft verloren." (Frigga Haug) Neuerdings taucht Gleichstellung sogar als obligatorisches Erfolgskriterium in wettbewerbs- und elitepolitisch ausgerichteten Hochschulsonderprogrammen wie der deutschen ›Exzellenzinitiative‹ auf. Mit der berechtigten Kritik an solchen politischen Eingemeindungen ist freilich die Frage nicht beantwortet, inwieweit sich auf derartigen politischen Klaviaturen möglicherweise ›gegen den Strich‹ spielen lässt, um gegenhegemoniale Denk- und Praxisansätze zu fördern.
Es gibt also einen erheblichen Diskussionsbedarf. Mit dem vorliegenden Studienheft wollen die HerausgeberInnen versuchen, die verschiedenen politischen und akademischen Handlungsansätze des Gleichstellungsthemas in eine gemeinsame Perspektive zu rücken und zwischen ihnen eine Diskussion zu ermöglichen.
Torsten Bultmann (BdWi)
Janine Wulz (ÖH)
Erik Marquardt, Salome Adam (fzs)
Andreas Keller, Anne Jenter (GEW)
Cindy Salzwedel, Mike Niederstraßer (StuRa FSU Jena)
Aktualisiert: 2021-01-07
Autor:
Salome Adam,
BdWi,
Ruth Becker,
Torsten Bultmann,
Sarah Damus,
Dominik Düber,
Melanie Fröhlich,
GEW,
Judith Goetz,
Inka Greusing,
Frauke Gützkow,
Romy Hilbrich,
Klemens Himpele,
Jennifer Jäckel,
Anne Jenter,
Heike Kahlert,
Florian Kaiser,
Andreas Keller,
Vera Klier,
Anne Knauf,
Ursula Kneer,
Katharina Mader,
Erik Marquardt,
Ingrid Miethe,
Mike Niederstraßer,
Gisela Notz,
ÖH,
Heike Raab,
Thomas Viola Rieske,
Cindy Salzwedel,
Jana Schultheiss,
StuRa FSU Jena,
Alexandra Weiss,
Stefanie Woehl,
Janine Wulz,
Werner Zentner
> findR *
Die studentische Streik- und Protestwelle war das herausragende Ereignis im Wintersemester 2003/2004.Oder? Zeitgleich wurden auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen neue Formen des Massenwiderstandes gegen die Privatisierung sozialer Risiken, wie sie in der Agenda 2010 kulminiert, erprobt. Diese Aktionen fanden zunehmend auch miteinander statt. Und schließlich folgten am 3. April 2004 eine halbe Million Menschen dem Aufruf von Gewerkschaften, Sozialverbänden und GlobalisierungskritikerInnen "Gegen Sozialabbau!" nach Köln, Stuttgart und Berlin: unter ihnen Erwerbstätige, Erwerbslose, RentnerInnen und Studierende mit ihren jeweils spezifischen Interessen.
Aktualisiert: 2023-03-14
Autor:
Mechthild Bayer,
Christian Berg,
Klaus Bullan,
Torsten Bultmann,
Alex Demirović,
Ingrid Fitzek,
Andres Friedrichsmeier,
Tobias Gombert,
Klemens Himpele,
Nele Hirsch,
Roman Jaich,
Marc Kaulisch,
Andreas Keller,
Sabine Kiel,
Vera Klier,
Ingrid Lohmann,
Morus Markard,
Matthias Neis,
Peer Pasternak,
Harald Pittel,
Lars Schewe,
Eva M Stange,
Markus Struben,
Werner Zentner
> findR *
'Wir wollen nicht, dass Hochschulen zu Unternehmen werden. Bildung ist kein Markt.' So begründete die nordrhein-westfälischeWissenschaftsministerin Svenja Schulze ihren Vorschlag für eine Novellierung des Landeshochschulgesetzes.
Die einen sehen darin ein Ende der Hochschulautonomie, eine Re-Demokratisierung die anderen. Markiert die Novelle in NRW das Ende einer hochschulpolitischen Ära? Oder ist sie vielmehr 'ziemlich harmlos', wie Torsten Bultmann meint und das Leitbild der unternehmerischen Hochschule steht dessen unbenommen weiter in voller Blüte?
Die Hochschulen in Deutschland unterlagen in den vergangenen drei Jahrzehnten massiven Umgestaltungs- und Neuformierungsprozessen. Ein zunehmend neoliberales Politikverständnis begann sich Anfang der 1990er Jahre auch hier
stärker zu manifestieren. Organisationen, die sich einer emanzipatorischen Hochschul- und Wissenschaftspolitik verpflichtet fühlen, waren (und sind) gezwungen, sich hiermit auseinanderzusetzen. Dies betrifft in starkem Maße auch den Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) und seinen langjährigen Politischen Geschäftsführer Torsten Bultmann. Die Beiträge über Partizipationsforderungen und Demokratiebewegungen zeigen, dass es sich in der Hochschulpolitik keinesfalls um eine eindimensionale, gradlinige Entwicklung von der Gruppen- zur unternehmerischen Hochschule, sondern um ein damals wie heute umkämpftes Feld handelt. Der Kampf um die Hochschulen geht weiter!
Aktualisiert: 2020-02-22
Autor:
Wilhelm Achelpöhler,
Torsten Bultmann,
Fredrik Dehnerdt,
Alex Demirović,
Georg Fülberth,
Klemens Himpele,
Oliver Iost,
Steffen Käthner,
Andreas Keller,
Sabine Kiel,
Morus Markard,
Wolfgang Nitsch,
Gisela Notz,
Peer Pasternack,
Gunter Quaisser,
Rainer Rilling,
Regina Schleicher,
Jana Schultheiss,
Sonja Staack
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Ein weiteres Medienerzeugnis zur thematischen Konjunktur um "40 Jahre 68"? Nicht ganz! Das vorliegende Studienheft möchte kein Jubiläum feiern oder irgendjemandes Vergangenheit "bewältigen", sondern den Blick auf das Thema erweitern. Unser Ausgangspunkt sind die sozialen Konflikte und politischen Widersprüche der Gegenwart, insbesondere, wenn auch nicht nur, im Hochschulbereich. Aus dieser Perspektive interessiert uns die Frage, ob die Themen, Analysen und Strategien, die im politischen 68er-Milieu und der durch dieses nachhaltig mitgeprägten zeitlich folgenden Bildungsreformbewegung entwickelt wurden, etwas zum Verständnis des Aktuellen beitragen.
Damit soll "68" zugleich wieder in eine historische Kontinuität zur Gegenwart gerückt und so der in der medialen Inszenierung des Themas dominierenden Entpolitisierung entgegengewirkt werden. Die 68er-Revolte war kein aus ihrer Vor- und Nachgeschichte isolierbares "Event", das je nach politischer Konjunktur oder persönlicher Befindlichkeit identifikatorische Bekenntnisse oder reumütige Distanzierungen abverlangt. Sie war auch keine politisch homogene, sondern eine vielgestaltige Bewegung, deren gemeinsamer Nenner die Kritik an überkommenen Autoritäten und verkrusteten sozialen Institutionen war, welche dem Freiheitsverlangen des/der Einzelnen entgegenstanden. Aus diesem Impuls heraus wurden etwa Analysen und politische Strategien zur Hochschulreform entwickelt, die - gerade weil sie später nur in eine technokratisch halbierte "Reform" mündeten - zur Erhellung aktueller politischer Konflikte, möglicherweise sogar zur Reprise einer radikaldemokratischen Reformpolitik, Erhebliches beitragen können. In den 1970er Jahren gab es an westdeutschen Hochschulen heftige politische Debatten um die Frage, worin die ›Praxisrelevanz‹ eines Studiums zu bestehen habe. Das Projekt einer permanenten Studienreform schlief in den 1980ern ein, ohne dass die Probleme gelöst waren. Zwanzig Jahre lang geschah nichts. Mittlerweile haben wir den ›Bologna-Prozess‹, der Kriterien wie mehr ›Praxis-‹ und ›Berufsorientierung‹ins Zentrum einer Reorganisation des Studiums stellt. Er ist jedoch eher von politischem Desinteresse begleitet. Warum? Weil durch die technokratische Art und Weise, wie sich auf ›Praxis‹ bezogen wird, alle möglichen Kontroversen und gesellschaftlichen Konflikte, die in diesem Begriff schlummern, entsorgt werden. Stattdessen wird so getan, als könne man ›berufsorientierend‹ als eine Art technisches Gütesiegel auf neu geschnitzte Studiengänge draufkleben.
Aktualisiert: 2020-02-22
Autor:
Ulf Banscherus,
Konstantin Bender,
Torsten Bultmann,
Fredrik Dehnerdt,
Susanne Draheim,
Norbert Frei,
Georg Fülberth,
Nils Gemeinhardt,
Karl H Heinemann,
Klemens Himpele,
Andreas Keller,
Stephan Klecha,
Claudia Kleinwächter,
Wolfgang Nitsch,
Gisela Notz,
Marc D Ohse,
Alexandra Ortmann,
Peer Pasternack,
Tilman Reitz,
Lars Schewe,
Stefanie Schroeder,
Jana Schultheiss,
Sonja Staack,
Regina Weber,
Rolf Weitkamp,
Werner Zentner,
Günter Zint
> findR *
Kaum ein politisches Handlungs- und Entscheidungsfeld dürfte von der Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands und Österreichs derartig unhinterfragt - wenn nicht gar desinteressiert - hingenommen werden wie die etablierte Forschungs- und Technologiepolitik (FuT). Diese inszeniert sich schließlich selbst als ein sachzwanglogisch-neutraler und damit unpolitischer Generator von Wirtschaftswachstum und künftigem Wohlstand.
Das war schon einmal ziemlich anders. In den 80er und 90er Jahren forderten durchaus größere Kreise in Wissenschaft und Öffentlichkeit unter Losungen wie ›Ökologisierung statt Ökonomisierung‹, ›sustainable development‹, ›sozial-ökologischer Umbau‹ einen grundsätzlichen Politikwechsel auf diesem Feld. Dieser zielte auch auf eine andere gesellschaftliche Lebensweise in Produktion, Konsum, Mobilität - kurz: es sollte darum gehen, den ›Stoffwechsel‹ zwischen Gesellschaft und Natur an den Kriterien ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit zu orientieren. Basis war die Erkenntnis, dass der wachstums- und technikzentrierte Industrialisierungstyp des Nordens nicht global verallgemeinerbar und fortsetzbar sei, da von irreversibler, nicht-regenerierbarer Naturzerstörung und zunehmender sozialer Ungleichheit begleitet. Alle Erscheinungsformen der so ins politische Blickfeld geratenen globalen Reproduktionskrise haben sich bis heute verschärft. Dennoch ist es der Politik gelungen, diese Kritik in der Öffentlichkeit zurück zu drängen und die schon damals veralteten Leitbilder der FuT-Politik weiterhin technokratisch zu exekutieren.
Das vorliegende Studienheft ist daher der Versuch, an frühere kritische Analysen anknüpfend und diese weiterführend, die Debatte um FuT-Politik zu repolitisieren und wieder zu öffnen.
Aktualisiert: 2020-02-22
Autor:
Adelheid Biesecker,
Heinz-J. Bontrup,
Falko Brede,
Torsten Bultmann,
Sarah Damus,
Leonard Dobusch,
Dominik Düber,
Armin Himmelrath,
Klemens Himpele,
Sabine Hofmeister,
Andreas Keller,
Vera Klier,
Rainer Kuhlen,
Sven Lehmann,
Vanessa Lux,
Johanna Maiwald,
Oliver Moldenhauer,
Richard Müller,
Wolfgang Neef,
Nico Paech,
Kirsten Heike Pistel,
Oliver Prausmüller,
René Röspel,
Jana Schultheiss,
Dietrich Schulze,
Tobias Schulze,
Dagmar Simon,
Petra Sitte,
Joscha Wullweber,
Werner Zentner
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Das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) ist nicht nur eines der größten - und noch ständig wachsenden - bildungspolitischen Bündnisse des Landes, sondern mittlerweile schon zehn Jahre alt. Es hat in dieser Zeitspanne Niederlagen erlitten, etwa die Aufhebung des bundesgesetzlichen Verbotes von Studiengebühren, und zu Teilerfolgen wie ihrer parlamentarischen Abschaffung in Hessen beigetragen.
Zugleich spiegelt die ABS-Geschichte die Leidenschaft und Heftigkeit wider, in der hierzulande um Studiengebühren gestritten wird. Das hat damit zu tun, dass diese nicht nur ein bildungspolitisches Instrument neben vielen anderen sind, sondern ein zentrales Kettenglied der ›Ökonomisierung‹ der Hochschulen. Mehr noch: Studiengebühren stehen für die gesamtgesellschaftliche Dimension einer der neoliberalen Ideologie verhafteten Ersetzung öffentlicher Bildungsfinanzierung - und staatlicher Daseinsvorsorge generell - durch Kostenprivatisierung und ›Eigenverantwortung‹.
So ist das zehnjährige Jubiläum des ABS ein geeigneter Anlass, um durch unterschiedliche Autorinnen und Autoren, welche dem ABS mehr oder weniger politisch eng verbunden waren, alle politischen, sozialen, juristischen, intellektuellen - manchmal auch komischen - Facetten des Kampfes um Studiengebühren zu beleuchten. Daraus ist ein durchaus auch (selbst-)kritischer Rückblick geworden, der zugleich Ausblicke und Perspektiven inspiriert.
Aktualisiert: 2023-03-14
Autor:
Wilhelm Achelpöhler,
Kyrosch Alidusti,
Ulf Banscherus,
Olaf Bartz,
Konstantin Bender,
Barbara Blaha,
Torsten Bultmann,
Christoph Butterwegge,
Malte Clausen,
Jochen Dahm,
Fredrik Dehnerdt,
Tim Engartner,
Heiner Fechner,
Stefanie Geyer,
Michael Hartmann,
Armin Himmelrath,
Klemens Himpele,
Andreas Keller,
Anne Knauf,
Wolfgang Lieb,
Ralf Oberndörfer,
Till Petersen,
Ralf Ptak,
Alexander Recht,
Christiane Schmidt,
André Schnepper,
Stefanie Schroeder,
Jana Schultheiss,
Oliver Schwedes,
Sonja Staack,
Marco Unger,
Martha Varinia Valdez Rojas,
Sascha Vogt,
Rolf Weitkamp,
Karin Zennig
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Seit Jahren steigt die Einwirkung privater Consulting-Agenturen, Think Tanks und Expertenräte auf politische Entscheidungen - und auf deren operative Umsetzung.
Es werden jedoch auch zunehmend kritische Stimmen laut, für die diese Intervention einer neuartigen Ratgeberindustrie zugleich Kehrseite einer schleichenden Entdemokratisierung der Gesellschaft ist: die Wirksamkeit einer demokratischen Öffentlichkeit sowie die Legitimationspflicht politischer Institutionen nehmen gleichermaßen ab.
Aus dieser kritischen Perspektive analysieren die AutorInnen des vorliegenden Bandes die Praxis der Bertelsmann Stiftung, der in Deutschland wohl einflussreichsten privaten Politikberatungsagentur, die auf nahezu allen gesellschaftlichen Feldern operativ tätig ist und Reformszenarien entwirft.
Die nun vorliegende Auflage wurde ergänzt um zwei neue Beiträge, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln kritisch mit der Praxis der Bertelsmann-Tochter Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) beschäftigen (Alidusti und Lieb). Ein weiterer Beitrag hinterfragt die Versuche der Bertelsmann Stiftung, die deutsche Einwanderungspolitik zu beeinflussen (Redaktion german foreign policy); schließlich ist noch ein Artikel zu Privatisierungen der Kommunalverwaltungen, vorrangig an den Beispielen Würzburg und Dormagen, hinzu gekommen (Bauer).
Aktualisiert: 2020-02-22
Autor:
Kyrosch Alidusti,
Andreas Bachmann,
Thomas Barth,
Rudolph Bauer,
Horst Bethge,
Frank Böckelmann,
Torsten Bultmann,
Judith Demba,
Alex Demirović,
Martin Hantke,
Arno Klönne,
Christiane Leidinger,
Wolfgang Lieb,
Ingrid Lohmann,
Frank Lübberding,
Meik Michalke,
Guido Monreal,
Oliver Nass,
Anna Nitsche,
Gerald Oberansmayr,
Tobias Pflüger,
Thomas Ristow,
Steffen Roski,
Wilhelm Ruehl,
Oliver Schöller,
Stefanie Schroeder,
Christiane Schulzki-Haddouti,
Helga Spindler,
Marco Unger,
Matthias Volke,
Alexander Wagner,
Hermann Werle,
Jens Wernicke
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